“Liebe kann man nicht berechnen”, Teil 1
Erleichtert aufseufzend, schloß Aridan das Kontenbuch vor sich und schloß für einen Moment die Augen, ehe er sie wieder öffnete und mit einem Lächeln aufstand, um das Kontenbuch zurück in das Regal zu räumen. Er arbeitete nun schon seit fast zwanzig Jahren bei dem Drachen Fei in dessem Badehaus als Sekretär und Buchhalter - seitdem er seine Ausbildung beendet und der große Drache ihn gekauft hatte. Doch er war glücklich hier, und auch wenn er das Angebot seines Herrn, frei in den großen Reservaten der Insel zu leben, schätzte, so arbeitete er viel lieber hier bei seinen geliebten Büchern und Zahlen. Sicherlich war es ungewöhnlich für einen Tigermenschen, daß er so dachte ... doch er war schon seit frühester Kindheit dazu ausgebildet worden, da seine Neigungen sich dafür eigneten. Anders als seine Artgenossen war er nicht wild und freiheitsliebend; er lernte lieber, und besonders Zahlen und die Tätigkeit eines Sekretärs lagen ihm und erfüllten ihn, so daß er glücklich war, als er die Gelegenheit für eine Ausbildung bekam. Sicherlich, er war als Sklave verkauft worden ... doch Fei war ein guter Herr und Aridan diente ihm gerne und kümmerte sich um dessen Angelegenheiten. Während er nachdachte, nahm er die drei Zettel mit den Terminwünschen möglicher Kunden, legte sie in die Unterschriftenmappe und diese an die Seite, damit er sie Fei sofort überreichen konnte, wenn dieser wieder von seiner Geschäftsreise zurückkam. Dann richtete der junge Tigermensch seinen Schreibtisch und setzte sich auf einen Sessel an der Seite, nahm ein Buch heraus und begann zu lesen, um die Zeit zu überbrücken und trotzdem hier zu sein, falls wieder ein Anruf auf dem Kristall-Holoprojektor kam, über den die Kunden sich meldeten.
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Eine halbe Stunde später öffnete sich ein Riss im Büro und Fei trat mit Faon hindurch, der einen Naga im Schlepptau hatte. "Ich denke, er passt wunderbar hierher ... ah, Aridan, wie immer noch bei der Arbeit." Fei war so froh gewesen, als der Aridan gekauft hatte - denn er hasste nichts mehr als Buchhaltung, und die wurde ihm nun ganz ausgezeichnet abgenommen.
"Herr Fei - und auch Herr Faon, ich grüße euch. Ich habe euch die neuen Terminwünsche notiert und mit den Verträgen in die Mappe gelegt, Herr." Wie immer, begrüßte der junge Tigermensch seinen Herrn und dessen Gefährten sofort mit einem respektvollen Neigen seines Kopfes als er aufgestanden war, und gleich danach kam er seiner Pflicht nach und überreichte Fei die Unterschriftenmappe. Erst jetzt blickte er unter seinen langen, schwarzen Wimpern auf den neuen Sklaven und schluckte schwer, denn er sah nur zu gut, daß dieser Naga sehr wild und unbändig war. So wild, daß Faon dunkel knurrte und ihn an dessen langen Haaren packte, zu sich zog und die langen Fänge fletschte. "Verhalte dich endlich ansprechend - Fei ist dein neuer Herr, und du solltest ihm dankbar sein, daß er dich nicht für die Gäste hernimmt, sondern dir ein freies Leben auf seiner Insel gestattet ! Dafür kannst du verdammt nochmal ruhig genug bleiben, daß du in den Büchern vermerkt werden kannst und dir die Regeln erklärt werden können. Verstanden ?!"
"Ja, Herr." Der Naga zischte leise, jedoch versuchte er, sein Temperament unter Kontrolle zu halten. Tarek war wild gefangen, und bisher nicht wirklich gebrochen worden. Er war ein Naga und hatte doch Mühe, sich unter Kontrolle zu halten. "Das ist Tarek, er wird nun hier mit uns auf der Insel leben." erklärte Fei dem Tiger und lächelte sacht, als er dessen abschätzenden Blick sah.
Bei dem Lächeln seines Herrn errötete Aridan tief und nickte, ehe er sich erleichtert abwandte und den Ordner herausnahm, in dem die Tiermenschen verzeichnet waren, die hier in den Gehegen lebten. Es war leichter, sich mit der gewohnten Arbeit abzulenken und so zog er die entsprechenden Formulare heraus, setzte sich an seinen Schreibtisch und blickte wieder erwartungsvoll auf Fei, um dem Blick des Nagas zu entgehen, der nun wieder aus dem Griff des Blitzdrachen entlassen wurde.
Und sich gleich danach leicht schüttelte, da der Griff in seinen langen, schwarzen Haaren sehr fest gewesen war. "Ich denke, das schaffst du allein, Aridan." Fei hatte die leichte Röte wohl bemerkt und wusste, daß es an dem Naga lag. Aber er wollte auch rasch mit Faon in die Felle, und so ließ er die zwei allein.
Im ersten Moment blickte ihn der junge Tiger entsetzt an - doch er sah sofort, daß die beiden Drachen sich nicht aufhalten lassen würden und seufzte leise, als sie ihn allein mit dem Neuzugang ließen. "Äh ... ich ... ich bräuchte einige Informationen über dich. Wenn du vielleicht ... das hier ausfüllen würdest ?" Mit der Frage stand Aridan wieder auf und nahm die nötigen Formulare, klemmte sie an ein Brett und reichte es ihm zusammen mit einem Stift.
Tarek musterte beides, und blickte schließlich wieder zu Aridan. "Ich kann weder lesen noch schreiben." Danach reichte er dem Tiger Brett und Stift zurück, und verschränkte etwas missmutig die Arme vor der Brust.
Dieser nahm nun doch ein wenig verblüfft das Brett wieder zurück - doch dann nickte er und seufzte leise, kam hinter seinem Schreibtisch vor und wies auf die beiden Sessel in seinem Büro. "Magst du dich setzen ? Ich frage dich und schreibe alles auf, das du mir sagst. Magst du vielleicht auch etwas trinken oder essen ? Die Herren sind bis Morgen beschäftigt, so bleibt uns viel Zeit." Aridan lächelte scheu zu dem grummelnden Naga hoch und versuchte, diese peinliche Situation zu überspielen ... denn er hatte wieder einmal vergessen, daß nicht alle schreiben und lesen konnten, obwohl er es nicht böse meinte.
Tarek setzte sich hin und musterte den Tiger, der eine Hose, Krawatte und eine schicke Weste trug. Er selbst war eher wild gekleidet. Lendenschurz und Schmuck aus Leder, Fangzähnen und kleinen Knochen. "Also frage, ich antworte."
Nach dem Naga setzte sich auch Aridan, da es die Höflichkeit gebot, sich erst nach ihm zu setzen und nickte, als er die Beine übereinanderschlug und das Klemmbrett darauf stützte. "Nun ... darf ich fragen, wie du heißt ? Und auch, woher du kommst und wie der Herr Faon dich bekam. Und ich brauche auch Informationen darüber, was du ißt und trinkst, ob du etwas nicht verträgst und solche Dinge. Auch wenn du spezielle Eigenschaften hast, oder ob du senden kannst ? Damit der Herr weiß, was er dir noch geben muß, denn hier sind alle Sklaven langlebig und können senden, obwohl der Herr Faon es schon erledigt haben müßte."
Die dunkelroten Augen des Nagas musterten den Tiger eingehend, und erst dann gab Tarek eine Antwort. "Ich heiße Tarek und bin 26 Sommer alt. Ich esse Fleisch, und trinke Wasser. Was ist senden ?" Er blieb recht ruhig, und musterte weiterhin. So einen ruhigen Tiger hatte er noch nie erlebt ... die Meisten, die er gesehen hatte, waren die reinsten Choleriker.
Das stimmte auch - doch Aridan war es nicht, da er in dieser Hinsicht völlig aus der Art schlug. Und gerade deshalb lächelte er kurz und notierte alles, nickte dann und wann und blickte bei der Frage wieder auf. #Das Senden ist das Sprechen mit den Gedanken, Tarek - der Herr gibt es uns allen, damit wir uns verständigen können und auch ihn erreichen können, so wie er uns erreichen kann, falls es nötig ist. Ich finde es gut, auch wenn ich lieber spreche.# Nach seinen Worten lächelte der junge Tiger wieder und blickte kurz auf sein Blatt, ehe er wieder zu dem größeren Anaconda-Naga aufsah. "Kannst du mir ein wenig über deinen Werdegang erzählen ? Wie du aufgewachsen bist und letztendlich zu Herrn Faon kamst ? Ich brauche nicht viel, nur eine kurze Version, das reicht. Und es wäre schön, wenn du sagst, was du nicht magst - dann kann sich Herr Fei darauf einrichten."
"Werdegang ? Nun ja, nicht viel." Er war erst 26 Jahre, und hatte nicht wirklich viel erlebt. "Ich bin in Freiheit geboren, und lange aufgewachsen. Erst vor einem Sommer wurde ich gefangen und in Ketten gehalten, ehe man mich Herrn Faon anbot, der mich dann gleich an Herr Fei verschenkte."
Aridan notierte sich die Informationen gewissenhaft und nickte, ehe er wieder aufblickte. "Dann hast du ein großes Glück, Tarek - also daß du so lange frei warst und nun hier bist. Denn der Herr Fei läßt dich hier ebenfalls frei, du kannst leben, wo du magst. Was wäre dir denn lieber ? Dschungel, die Savanne oder die Berge ? Du kannst auch ans Meer gehen, wenn du magst, der Herr überläßt es dir und gibt dir dort, wo es dir gefällt, eine Höhle oder ein Haus, oder was du zum Wohnen magst." Ein klein wenig neidete ihm der junge Tiger es schon, daß dieser so viel Glück hatte und bis auf dieses eine Jahr immer frei gewesen war ... doch dann verging es, da er glücklich hier war und es für nichts in der Welt mehr tauschen wollte.
"Wie, frei ?" Tarek war sichtlich überrascht, aber er fing sich wieder. "Wenn dann im Dschungel, ich bin dort zu Hause." Er schwieg kurz, ehe er noch einmal fragte. "Herr Fei lässt uns wirklich frei leben ?"
Aridan schmunzelte leise, denn diese Reaktion kam von jedem neuen Tiermenschen. "Ja, das tut er - der Herr liebt uns alle und läßt uns hier frei leben, solange wir uns vom Badehaus und den Gästen fernhalten. Das ist zu unserer Sicherheit ... denn auch wenn Herr Fei es den Gästen untersagt, sollten wir uns zeigen, kann es zu einem Vorfall kommen, da hier ausnahmslos höhere Wesen das Badehaus besuchen." Dann notierte er sich noch kurz, daß der Naga im Dschungel leben wollte und errötete dabei sichtbar. "Ich habe mein Baumhaus auch im Dschungel, Tarek ... vielleicht ... werden wir ja Nachbarn ?"
"Du lebst auch im Dschungel ?" Tarek hob eine Braue, denn er konnte sich diesen Tiger so gar nicht in der Wildnis vorstellen. "Findest du dich da überhaupt zurecht ?" Er bezweifelte es doch ein wenig, da Aridan doch mehr als zivilisiert wirkte.
"Uhm ..." Die Frage erwischte ihn eiskalt und das Rot auf seinen Wangen vertiefte sich so sehr, daß er verlegen den Kopf abwandte. "Um ehrlich zu sein, nur einigermaßen. Bis ich fünfzehn war, wuchs ich in einem Dschungel auf und so habe ich einige Kenntnisse - doch dann kam ich zum Glück auf eine Akademie, die Buchhalter und Sekretäre ausbildete, um sie dann als Sklaven an Herren zu verkaufen. Ich kann im Dschungel zwar nicht jagen oder ohne mein Haus überleben ... doch ich wohne gerne darin, da ich keine andere Umgebung gewohnt bin." Aridan schämte sich ein wenig dafür, daß er in dieser Hinsicht völlig unzureichende Kenntnisse hatte - doch er war glücklich in seinem Beruf und das zeigte sich nun wieder, als er wieder auf sein Klemmbrett blickte, lächelte und einen weiteren Punkt seiner Liste abfragte. "Kannst du selbst jagen, Tarek ? Oder möchtest du versorgt werden ? Wenn ja, dann bräuchte ich eine Liste, die ich dem Koch geben kann."
"Ich kann selber jagen." erklärte Tarek sofort, und musterte Aridan nochmals. Daß der Tiger in einer Schule gewesen war, wirkte doch etwas befremdlich auf ihn. "Du bist gern in diese Schule gegangen ? Du bist wirklich seltsam."
"Ich weiß ... das war ich schon immer. Ich mag es, für den Herrn das Büro zu führen - die Zahlen und die Bücher, ich lese auch in meiner Freizeit gerne. Seltsam für einen Tiger, nicht wahr ? Meine Brüder und die Anderen meines Stammes kämpften lieber und übertrumpften sich gegenseitig mit der Größe ihrer Beute, um die Frauen zu beeindrucken." Der junge Tigermensch hatte es schon lange akzeptiert und lächelte, denn er schämte sich nicht für seine Vorliebe, die ihm einen so schönen Beruf und einen noch besseren Platz bei einem gütigen Herrn eingebracht hatten. "Du bist ebenso wie sie ... stark, wild und eigenständig. Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, worin du wohnen möchtest ? Scheue dich nicht, ehrlich zu sein ... wenn es möglich ist, wird der Herr es dir erfüllen, denn er sorgt gut für uns."
"Aber ich will keine Frauen beeindrucken, da bin ich anders ... und eine Höhle in einem Baum wäre sicher angenehm, auch wenn ich Wasser sehr gern habe. Wenn man es schon so anbietet, vielleicht ein Baum über einem Gewässer ? Wenn das ginge." Eigentlich war Tarek nicht anspruchsvoll, aber scheinbar wollte man hier gern auf Wünsche eingehen.
Aridan nickte nur und notierte alles, ehe er ein wenig scheuer aufblickte. "Natürlich geht das - einer der Sklaven des Badehauses ist ein Baumformer, da er sich auch um die Grünanlagen kümmert. Und es ist gut, daß du nicht so auf Frauen stehst, denn das ist das Einzige, das hier nicht gestattet ist." Daß der Anaconda so dachte, erleichterte vieles ... und der junge Tiger war ein wenig froh darum, denn er fühlte sich aus ihm unerklärlichen Gründen von ihm angezogen.
"Ich habe kein Problem, mich an diese Regel zu halten. Kannst du mir jetzt alles zeigen ? Ich bin neugierig." Tarek stand auf - er wollte nicht zu lange sitzen da er doch einen großen Bewegungsdrang hatte, und die verlockende Freiheit war für ihn mehr als nur schön.
Die Frage überraschte Aridan sichtbar und er überlegte einen Moment ... doch dann nickte er und stand auf, legte das Klemmbrett und den Stift auf seinen Schreibtisch und stellte die automatische Aufzeichnung bei dem Kristall-Holoprojektor ein. "Sicherlich - ich zeige dir alles, Tarek." Noch während er sprach, nahm der große Tigermensch sein Sakko auf und zog es an, zögerte kurz und nahm dann doch eine kleinere Papiertragetasche aus dem kleinen Schrank, in dem sein Sakko gehangen hatte. "Ich zeige dir am Besten zuerst das Herrenhaus, ja ? Hier wohnen der Herr und seine persönlichen Sklaven. Das Badehaus ist für uns Tiermenschen tabu, ich zeige dir nachher die Grenzen, die du nicht überschreiten darfst. Draußen können wir einen Schwebe-Pad nehmen, so geht es schneller."
"Schwebe was ?" Tarek hob fragend eine Braue und musterte auch kurz die Tüte, die der Tiger mitgenommen hatte. Was da wohl drin war ? Es roch nach Leder, und irgendwie nach Papier. Aber nachfragen wollte er nun auch nicht, und so folgte er Aridan.
Jener stutzte nur kurz, als er den Naga leicht durch den Mund riechen sah - dann nickte er unmerklich, da er dies auch schon von dem anderen Naga kannte, der hier auf der Insel lebte. "Schwebe-Pads - sie sind sehr praktisch, wenn man nicht fliegen oder Risse öffnen kann." In der Tüte war eine einfache, helle Lederhose, die Aridan immer anzog, wenn er von seinem Baumhaus zur Arbeit und wieder zurücklief - denn er zog den Anzug immer erst im Büro an, damit er nicht schon durch den Weg schmutzig wurde. Und dazu lag auch noch das Buch, im dem er im Moment las, in der Tüte, da er es heute Abend fertiglesen wollte.
"Aha ..." Mehr sagte Tarek nicht - er musste diese Pads erst sehen, um sie genau einordnen zu können. Als sie nach der Führung durch das Herrenhaus draußen ankamen, standen dort seltsame Geräte, und er hob erneut eine Braue. "Sind das diese Pads ?"
"Ja, das sind sie. Sie können schweben und fliegen - und sie sind stark genug, um uns mühelos über die Insel zu tragen. Komm, du kannst dich auf der Hauptfläche einringeln. Ich bleibe bei den Kontrollen stehen, ich brauche nicht viel Platz." Während er sprach, ging Aridan schon zu einem der Pads und stieg hinein, ging an die Vorderseite des sehr fragil wirkenden Gerätes und wies auf den größeren Platz hinter sich, der mit einer schlanken Reling umrandet war. "Und keine Sorge, auch wenn sie sehr zerbrechlich wirken, sie sind es nicht. Das Material ist so stark, daß nicht einmal Herr Faon es in seiner Drachengestalt zerbrechen kann."
Es dauerte einen Moment, dann nickte Tarek und stieg vorsichtig auf das fliegende Ding. Er rollte seinen Schlangenleib sorgfältig ein und zögerte kurz, ehe er einfach seine Arme um den Tiger legte, damit er mehr Halt hatte.
Und der erschrak erst einmal fühlbar, da er nicht damit gerechnet hatte. Doch kaum zwei Herzschläge später beruhigte Aridan sich schon und wurde wieder ein wenig rot auf den Wangen, da es sich einfach nur herrlich anfühlte, den kräftigeren und ein wenig größeren, warmen Körper Tareks an seinem Rücken zu fühlen. "Nicht erschrecken ... ich starte jetzt." Während er sprach, drückte der Tiger einen der Knöpfe und ein kaum fühlbares Vibrieren rieselte durch den Pad, ehe er sich erhob und Aridan ihn ein wenig höher und zu den Ebenen steuerte. ##Ich sende besser, so ist es einfacher. Ich fliege uns zuerst über die Ebene - dort lebt ein Pärchen anderer Katzenmenschen, ein Löwe und ein Gepard. Im Meer vor der Insel leben ein Krakenmensch und ein Quallenmensch, auch sie sind ein Paar ... doch sie sind scheuer, deshalb zeigen sie sich nur selten.##
##Warum lebst du nicht bei den anderen Katzen ?## fragte Tarek leise und blickte kurz über das Meer, ehe er unbewusst züngelte, da er einen leichten Geruch vom Tiger erhascht hatte, der irgendwie nach Wohlbefinden roch. Scheinbar machte es ihm nichts aus, daß er sich bei ihm festhielt.
Daß der Geruch nicht stärker war, lag nur an der ausgezeichneten Selbstbeherrschung Aridans - doch sie begann zu bröckeln, als er die warme, gespaltene Zunge für einen winzigen Moment an seinem Hals fühlen konnte. Es kostete ihn sehr viel Kraft, das nicht in die Antwort einfließen zu lassen, doch der junge Tiger hoffte, daß er es schaffte. ##Sie sind ein Paar und ich will nicht stören ... sind sie wilder, sie verstehen meine Vorliebe für Bücher und Zahlen nicht. Und außerdem lebe ich lieber im Dschungel, als in der Ebene. Hier im Dschungel lebt auch Celeb, der andere Naga unseres Herrn - ich bin sicher, ihr werdet euch gut verstehen, denn er ist sanft und wird dir keine Konkurrenz sein.##
##Ein anderer Naga ? Nun, wir werden sehen.## Tarek wollte ihn sich ansehen, verengte aber kurz die Augen, da er sehr wohl bemerkt hatte, daß Aridan auf das Züngeln reagierte. ##Und das da hinten ist das Badehaus ?##
##Ja - bitte halte dich immer davon fern, denn auch wenn du sehr stark bist, die Gäste sind gefährlich, da es hohe Wesen sind. Manche sogar stärker als der Herr, doch sie respektieren seine Regeln und bleiben beim Badehaus. Sollte aber einer von uns sich ins Badehaus wagen, gelten diese Regeln nicht mehr, deshalb halte dich bitte davon fern.## Dann lenkte Aridan das Pad wieder weg und auf die große Ebene, suchte einen Moment und lächelte, als er ein wenig weiter weg den jungen Gepardenmenschen Simio entdeckte, der freudig über die Grasebene lief.
Tarek beobachtete ihn dabei und nickte innerlich, ehe ihm der Löwenmensch ins Auge sprang, der sich gelangweilt auf einem Felsen räkelte. ##Das ist der Löwe ? Beeindruckend und so faul, wie man sie eben kennt.## Ein Schmunzeln klang mit, denn bisher kannte er zwar keine privat, aber er hatte schon welche gesehen. Alle waren stark, und doch lieber faul und träge.
Das ließ Aridan leise schmunzeln, ehe er den Kopf leicht zu dem Naga drehte und ihm antwortete. ##Das stimmt - doch er ist ein sehr guter Arenakämpfer und gewinnt für den Herrn immer wieder Kämpfe. Auch wenn die Löwen faul sind, so sollte man sie nicht unterschätzen. Er trainiert sehr viel, damit er nicht fett wird, weil ihn Simio so gut versorgt.## Aridan winkte ihnen kurz und sendete ihnen, daß Tarek neu bei ihnen war und im Dschungel leben würde, ehe er den Pad zu eben diesem Dschungel lenkte. #Am Besten zeige ich dir, wo Celeb und ich wohnen ... dann zeige ich dir den restlichen Dschungel und du kannst entscheiden, wo du gerne wohnen möchtest.##
##Gern, und vielleicht kann man mal einen Trainingskampf mit dem Löwen organisieren.## Es reizte Tarek schon ein wenig, seine Kräfte mit einem Löwen zu messen. ##Kämpfst du gar nicht ?##
##Ich ?## Im ersten Moment blickte ihn Aridan mit großen Augen an, doch dann wandte er verlegen den Blick ab und errötete wieder. ##Nein ... ich kann das nicht, ich habe einfach nicht den Killerinstinkt dafür. Ich trainiere ein wenig, indem ich von meiner Wohnung zum Herrenhaus laufe, und auch wieder zurücklaufe und manchmal schwimme, damit ich meinen Körper in Form halte. Aber mehr nicht.## Der junge Tiger schämte sich ein wenig dafür, daß er nicht mehr tat - doch es lag ihm einfach nicht und Ashay hatte sich damit abgefunden, daß sie nicht miteinander kämpfen konnten.
"Du bist wirklich seltsam." stellte Tarek fest und grinste kurz. "Aber nicht jeder muss ein Kämpfer sein, man erwartet es wirklich nicht von dir." Er verstand und akzeptierte es, auch wenn es wirklich mehr als ungewöhnlich war.
Doch gerade das verwunderte Aridan, denn die Meisten konnten es nicht verstehen und nur schwer akzeptieren. "Danke ... es bedeutet mir viel, daß du es so siehst." Für einen Moment wurde das Lächeln des Tigers tiefer und er drehte sich leicht, so daß sein Gesicht sehr nahe an das Tareks kam. Doch dann merkte er es und wandte den Kopf wieder ab, ehe er den Pad über den Dschungel lenkte. "Wir sind da ... ich fliege am Besten über den Fluß, dann siehst du gleich, wo du am Besten jagen kannst. Auch Celeb und ich wohnen am Fluß, aber es gibt auch einige große Bäche, die in den Fluß münden und an denen man gut wohnen kann."
"Ich danke dir ..." Tarek sagte nun nichts weiter. Kaum waren sie im Dschungel, da fühlte er sich wie zu Hause. Die Luft war warm und feucht, und der Fluss war voller Leben. "Hier gefällt es mir ... es ist wie in meiner Heimat." Man sah ihm an, wie sehr er es mochte, und er zögerte nicht lange und ließ sich von dem Gleiter in das warme Wasser fallen.
"Was ?!" Aridan erschrak, als der Naga absprang und brauchte einen Moment, um ihn wieder ins Gleichgewicht zu bringen - doch dann lächelte er, als er stehenblieb und ihm dabei zusah, wie er im Fluß schwamm. "Es ist schön, nicht wahr ? Ich mag den Fluß auch sehr gern, er ist wunderbar zum Schwimmen."
"Hier möchte ich gern meine Baumhöhle haben, wenn es geht ?" Hier war der große Fluss, und ein kleiner mündete darin. Eine schöne Stelle, die der Naga gern hatte, und er fühlte sich auch gleich wie zu Hause.
"Gerne - ich werde dem Baumformer gleich Bescheid geben. Celeb wohnt ein klein wenig weiter den Fluß hinauf, und mein Haus ist auch in der Nähe. Komm, ich bringe dich zu Celeb, während der Baumformer herkommt." Mit den Worten kam Aridan wieder ein wenig tiefer, so daß der Anaconda aufsteigen und mit ihm zu dem anderen Naga fliegen konnte.
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