Simio lachte freudig auf, als er die schier endlose Weite weichen, fahlgoldenen Grases sah, die sich vor ihm ausbreitete und in der Ferne in einen leichten Wald überging. Er warf noch einen letzten unsicheren Blick zurück zu dem Drachen, der ihn ersteigert hatte - und als dieser amüsiert nickte, hielt nichts mehr den jungen Gepardenmenschen zurück und er begann, zu laufen. Endlich laufen ... wie sehr hatte er sich gewünscht, endlich ohne Fesseln und Ketten laufen zu können und nicht mehr in den von Parfüm und anderen Gerüchen übersättigten Schlafkammern warten zu müssen - und nun war dieser Traum Wahrheit geworden. Sicherlich gehörte er nun diesem Drachen ... doch sein neuer Herr gab ihm die Freiheit, auf der Insel frei leben zu können, solange er nicht weglief, und das würde Simio sicherlich nicht tun. Erneut voller Glück auflachend, sprang er einige Male freudig im Zickzack, ehe er wieder an Geschwindigkeit zulegte und auf eine Gruppe kleinerer Felsen zusteuerte.

Und genau dort gähnte Ashay müde, streckte sich kurz und schlief sofort wieder ein. Endlich konnte er faul und ganz Löwe sein. Der junge Löwenmensch war auch ein Gefangener gewesen - aber anders als bei Simio, hatte er in einer Arena kämpfen müssen und war von klein auf zum Kämpfen erzogen worden. Hier hatte er Ruhe und er war recht froh, daß der Drache ihn gewonnen hatte, auch wenn er Fei noch immer nicht ganz traute.

Davon ahnte der junge Gepardenmensch jedoch nichts, als er weiterhin frei durch die weichen Gräser lief. Wie sehr hatte er es vermißt, den Wind um sich zu fühlen und das Gras, das sich weich um ihn dem Wind nachneigte ... seine Schnelligkeit und Geschmeidigkeit auszuspielen, und einfach nur zu laufen. Er wollte zu den Felsen, denn vielleicht fand er dort eine Höhle, die er sich einrichten konnte - denn der Drache hatte ihm versprochen, daß er weiche Felle dafür bekäme, wenn er eine gefunden hatte. Allein die Aussicht auf eine eigene, weiche und kuschelige Höhle beflügelte Simio noch ein wenig mehr - doch dann schrie er erschrocken auf, als er über etwas im Gras stolperte, hinfiel und sofort von scharfen Krallen und starken Armen gepackt und zu Boden gedrückt wurde. Noch im gleichen Moment erwachte schiere, instinktive Panik in dem schlanken Gepardenmenschen und er schloß die Augen, kauerte sich so gut es ging zusammen und erwartete, verletzt oder sogar getötet zu werden.

Ashay knurrte wütend und wollte gerade zubeißen, als ihn der Geruch von panischer Angst bremste. Unter ihm lag ein zitterndes Etwas, das nach Katze roch und viel kleiner und zarter war, als er selber. "Was ... pass doch auf, wo du langrennst, verdammt ! Ich hätte dich beinahe umgebracht." Er knurrte noch immer und sein Körper stieß gerade Unmengen an Adrenalin aus. Zwar lebte er hier schon ein paar Wochen, aber er war noch immer mehr als vorsichtig. Gerade beim Dösen so überrannt zu werden, hatte ihn zutiefst erschreckt, und seine Kampfinstinkte waren sofort angesprungen.

Der junge Gepardenmensch brauchte noch einige Herzschläge, um so viel Mut zu sammeln, daß er die Augen öffnen und in das Gesicht blicken konnte, das zu dem Knurren, der tiefen Stimme und dem absolut männlich-aggressiven Geruch paßte. Und noch im gleichen Moment erstarrte er und seine weichen, grünen Augen weiteten sich ... denn er blickte in das Gesicht eines anderen Tiermenschen, der sichtbar einem Löwen glich und auch dessen Größe und Stärke besaß und nach großer Katze roch. "Ich ... ich ... es tut mir leid. Ich wußte nicht, daß hier noch Andere leben ? Der Herr hat nichts gesagt, er hat mir nur verboten, zu fliehen. Bitte verzeih, ich wollte nicht in dein Revier einbrechen ... ich ... ich wollte nur laufen." Simio hatte noch immer große Angst - sein Herz schlug so schnell wie beim Laufen und sein Atem ging flach und schon fast fliehend, während sein Körper fühlbar bebte.

Auch der Löwe bemerkte erst jetzt, daß da ein anderer Katzenmensch unter ihm lag, und er löste sich von ihm. Er fluchte aber leise, als sich dessen und seine Haare miteinander verwoben hatten. Kurzerhand riss er sich die Haare, die festhingen, aus seinem Kopf und setzte sich auf. Der Gepard lag noch immer verängstigt da und man sah, daß er wohl auch nicht gerade gut gehalten worden war, denn dessen Krallen waren grob und bis ins Blut gestutzt worden. "Ich tue dir nichts, hör auf zu zittern."

Simio sah entsetzt, wie dieser große Kater sich einfach so die herrlich dichten Haare seiner Mähne ausriß und wisperte ein leises "Nicht ...", ehe er sich noch immer zögerlich und ängstlich aufrichtete und auf die Unterschenkel setzte, wie er es noch von seinen Herren gewohnt war. Für ihn waren seine langen, goldorangebraunen Haare das Einzige, auf das er stolz war - und seine früheren Herren hatten es auch gemocht, darin zu kraulen. Daß sein Gegenüber sich die Strähnen einfach so ausriß, entsetzte den jungen Geparden sehr und er nestelte sie sogleich aus seinen Haaren, ehe er sie ihm in seinen Händen reichte. "Bitte ... nicht ausreißen, sie sind so schön ? Und ich habe Angst, daß der Herr mich deshalb bestraft ..." Das unausgesprochene "Oder du." stand in den noch immer angstvollen Augen Simios, doch er hoffte, daß er sich irrte und sein Gegenüber die Wahrheit sprach und ihm nichts tat.

"Geht schon, behalte es von mir aus. Und keine Angst, der Herr stört sich nicht, wenn das Äußere nicht passt." Ashay schob die Hand von sich weg und musterte den Kleineren dabei erneut. Die Augen des kleinen Katers waren groß wie Teller, und er starrte immer noch etwas ängstlich. "Geh, lass mich weiterschlafen."

"Aber ..." Im ersten Moment war Simio viel zu verblüfft, um zu reagieren - doch dann nickte er nur und senkte beschämt den Blick, barg die weichen, dunklen Haare an sich und stand langsam auf. Nach einem weiteren, kurzen Blick zu dem jungen Löwen, der sich wieder hinlegte, drehte er sich um und lief leise weinend fort. Erst nach einer Weile hielt er bei einigen großen Findlingen, setzte sich hin und schluchzte leise. "Endlich finde ich einen anderen Katzenmenschen ... und dann vergeige ich es." Simio machte sich große Vorwürfe und begann damit, die dicken Haarsträhnen behutsam glattzustreichen und vor sich hinzulegen, ehe er immer einige davon aufnahm und damit begann, sie zu flechten. Es half ihm immer, sich zu beruhigen und nach einer Weile lächelte Simio, da er ein sehr breites Oberarmband geflochten hatte, das sicherlich gut über das Handgelenk dieses Löwen passen würde. Und ihm war auch ein Gedanke gekommen, wie er sich entschuldigen konnte: Der junge Gepardenmensch wußte, daß Löwen gerne verwöhnt wurden und streifte sich das Armband über den schlanken Oberarm, seufzte, als es ihm leicht abrutschte und machte sich auf die Suche nach Beute, die er schlagen konnte.

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Einige Stunden später wurde Simio wieder langsamer und zögerte, als er in die Nähe der Stelle kam, an der er zuvor über den jungen Löwenmenschen gestolpert war. Ein kurzes Schnuppern zeigte ihm, daß er noch immer dort war und ein sachtes Lächeln erwachte auf den feinen Zügen, als er mit seinen guten Ohren den ruhigen Atem hörte. 'Er döst ... ich sollte vielleicht mit dem Wind kommen.' Gedacht, getan - Simio fühlte kurz nach und lief einen leichten Bogen, ehe er nurmehr ging und ein wenig vor dem dösenden Löwen anhielt, um die kleine Gazelle zu Boden zu legen und sich daneben zu knien.

Aber Ashay hatte ihn schon lange gehört und gerochen, und seine Ohren zuckten einen Moment, als er das Blut der Gazelle roch. Erst jetzt öffnete er seine Augen und blickte zu dem kleinen Kater, der neben der Gazelle kniete und aufgeregt wartete. Daß er nervös war sah man, denn die Schwanzspitze zuckte hin und her. "Ist die für mich ?"

Simio nickte kurz und lächelte scheu, ehe er sie noch ein wenig näher zu dem Löwenmenschen schob und auch das Band abnahm, das er geflochten hatte, es danebenlegte und sich wieder etwas zurückzog. "Ja ... als Entschuldigung für meine vorige Tapsigkeit. Ich dachte, vielleicht hast du Hunger ?" Während er sprach, bemerkte der Schlankere das Zucken der Schweifspitze und erschrak, rollte den Schweif um sich ein und senkte wieder den Blick, da er es so gelernt hatte. Doch Simio konnte nicht verhindern, daß er immer wieder unter den kinnlangen Ponys hervorspitzte, um zu sehen, was der Andere nun tat.

Ash hob eine Braue, bewegte sich und setzte sich geschmeidig auf, um die Antilope und das Band, welches aus seinen Haaren geflochten war, zu sich zu ziehen. Die Beute war ein Jungtier, das durch einen Nackenbiss getötet worden war und sonst keine Schrammen hatte. "Du wolltest es lieber selber essen, damit du etwas kräftiger wirst ... aber wenn du es extra für mich geschlagen hast ... na gut." Irgendwie schmeichelte es ihm ja und er nahm das Geschenk an. Aber er riss eine Keule ab und warf sie zu dem Kater, der ihm gegenüber hockte.

Der fing die Keule sichtbar überrascht und blickte einen Moment lang ratlos darauf, ehe er wieder aufblickte und den Kopf leicht schief legte. "Für mich ? Ich ... das ... danke." Simio merkte, daß der Löwe ihm gegenüber keinen Widerspruch dulden würde und lächelte leicht, ehe er die Keule hochnahm und seine langen und scharfen Fänge in das zarte Fleisch schlug. Es schmeckte einfach nur köstlich und so viel besser als das alte Fleisch, das er als Sklave bekommen hatte - nur, wenn er für seinen Herrn jagte, bekam er manchmal ein frisches Stück, das so gut schmeckte wie das hier. Simio bemerkte gar nicht, daß er leise zu schnurren begann ... es war eine Eigenart, die er nur durch seine Mischung konnte, und seine Herren hatten es sehr gern gehabt und deshalb tat er es schon, ohne zu denken.

Auch Ashay futterte genüsslich, aber sein Blick blieb an Simio haften, der total unbedarft futterte und dabei genüsslich schnurrte. "Gut, daß hier keine anderen Raubtiere sind ... die würden sich an dich anschleichen und dich töten, und du würdest es erst bemerken, wenn es zu spät ist."

Im ersten Moment erschrak der junge Gepardenmensch sichtbar und wurde selbst durch das Fell sichtbar bleich - doch dann schoß ihm das Blut in die Wangen und er senkte verschämt den Kopf, nickte und leckte sich ein wenig Blut von den Lippen. "Ich weiß ... ich durfte nur raus, wenn ich zur Unterhaltung meines Herrn etwas jagte und dann waren überall Wachen, die verhinderten, daß ich floh oder jemand mir oder dem Herrn etwas tat. Ich weiß nicht, wie ich mich hier verhalten soll ... der neue Herr Fei meinte, ich sollte mir keine Gedanken machen und meinen Instinkten folgen, aber ich weiß nicht, was Instinkte sind ? Kannst du mir erklären, was der Herr damit meinte ?" Bei den letzten Worten blickte Simio wieder hoffend zu dem Löwen auf, der noch immer das köstlich zarte und noch leicht warme Fleisch des Gazellenkitzes fraß.

Aber Ashay verschluckte sich fast bei den letzten Worten und blickte den Kleineren verwundert an. "Du weißt nicht, was Instinkte sind ?" hakte er nochmal nach und ahnte, daß es kein Scherz gewesen war. Und er ahnte, daß sein Herr etwas damit bezweckt hatte, den kleinen Kater hier unwissend herumrennen zu lassen. "Instinkt ist das, was dir beim Jagen sagt, was du tun musst .... als Beispiel jetzt."

Simio legte erneut den Kopf schief und dachte über das nach, das der Andere gerade gesagt hatte. "Wenn ich jage, dann laufe ich einfach ... und sehe ich eine Beute, dann weiß ich einfach, daß ich sie zu Fall bringen und mit einem Biß töten muß, auch wenn ich weiß, daß es schwerer ist, weil ich keine Krallen habe. Meinst du das ? Und bitte verzeih, ich bin Simio ... wie heißt denn du ?" Daß der Drache wollte, daß sie sich kennenlernten, kam dem Schlankeren jedoch nicht - denn er war es gewohnt, seine Herren nicht zu hinterfragen und nahm es einfach als einen wundervollen Zufall hin, daß er hier dem Löwenmenschen begegnet war.

Aber Ashay war da schon realistischer, er roch den Braten und seufzte innerlich. "Ich heiße Ashay ... und ja, genau das ist ein Instinkt. Genau wie der Drang, etwas tun zu müssen, ein Bauchgefühl." So konnte man es wohl sagen und Ash war recht zufrieden mit seiner Antwort.

Für den jungen Gepardenmenschen war es jedoch ein wenig schwerer, das umzusetzen und er dachte ein wenig nach, während er wieder einen Bissen des saftigen Fleisches nahm. Als er sich jedoch das Blut von den Lippen leckte, blickte er auf und sah, wie auch Ashay einen großen Bissen Fleisch herausriß, es kaute und zumindest im Moment nicht auf den Blutstropfen achtete, der seine Lippen zum Kinn herabfloß. Und genau in diesem Moment überkam Simio ein solches Bauchgefühl, ein Drang ... und da er von seinem Herrn den Befehl bekommen hatte, seinen Instinkten zu folgen, legte er die Reste seiner Keule zur Seite und schnurrte leise, als er zu dem Löwenmenschen kam, sich reckte und ein wenig inniger schnurrend die Blutspur von dem weichen, sandfarbenen Kinnfell Ashays leckte.

Der war so verblüfft, daß er einen Moment nichts tat, aber dann schob er den Kleineren von sich und blickte ihn ernst an. "Du musst aber abwägen, was gut ist und was nicht. Und das eben ... nun ... du solltest fragen." Natürlich war die Zärtlichkeit angenehm, aber Ash wollte das selber entscheiden.

Man sah Simio an, wie geknickt er war, da er es schon wieder falsch gemacht hatte. Er senkte beschämt den Kopf und auch seine Ohren senkten sich, als er wieder zurückwich und noch ein leises "Bitte verzeih." wisperte. Je länger er in der Nähe dieses großen Löwenmenschen war, desto stärker war der innere Drang, ihn zu berühren und sich an ihn zu kuscheln - es waren lange schlummernde Instinkte, die langsam durch den Geruch Ashays erwachten, doch der schlanke Gepardenmensch wußte nicht, wie er damit umgehen sollte. Sicherlich wußte er, daß er nichts ungefragt tun sollte ... es war ihm mehr als nur gut eingeprägt worden und die Peitschennarben trug er noch heute, auch wenn sie durch die langen Haare verdeckt wurden. Doch andererseits hatte seine Herren es immer gerne gehabt, wenn er sie berührte, umschmuste und sie verwöhnte - oder wenn sie ihn für ihre sexuellen Bedürfnisse benutzten, Aufgaben, die er nun bei diesem neuen Herrn nicht mehr erfüllen konnte.

Ash seufzte innerlich. Vor ihm saß so ein typisches Schoßtier. Er hatte sie immer verachtet und oft bei den Herren gesehen, die bei den Kämpfen zusahen. Schoßtiere waren devot, angepasst und schwach. "Reiss dich mal zusammen ... Katzen sind stolze Tiere. Lass niemals deine Ohren hängen."

"Aber ... ich habe etwas getan, das dir nicht gefiel ? Meine Ohren zeigen immer, wie ich mich fühle, das hatte ich schon von klein auf und meine Herren wollten, daß ich es auch tue. Und ... bitte erkläre mir doch, was meinst du ? Was sind stolze Tiere ?" Simio wußte es wirklich nicht, da er es nie gelernt hatte - und in diesem Moment sah man auch gut, daß er mit den Ohren Recht behielt, da sie sich langsam ein klein wenig nach vorne neigten, so wie auch der Blick des Schlankeren hoffnungsvoll war. Denn der große Löwe vor ihm schien nicht nur stark, sondern auch sehr klug zu sein und Simio hoffte, daß er von ihm lernen konnte.

Ashay seufzte leise, dann stand er auf und holte tief Luft. Dann brüllte er laut, und überall in der Umgebung schreckten die Tiere auf und liefen um ihr Leben. "Ausleben, was man ist, und sich nicht unterdrücken lassen." Er schnaubte noch kurz und setzte sich wieder hin, um weiterzuessen. "Das findest du schon noch heraus."

Bei dem Brüllen zuckte Simio zusammen und bekam größere Angst als jemals bei einem seiner früheren Herren, da es die Urinstinkte seines Katzenerbes ansprach und maßlose Furcht weckte. Auch, als Ashay wieder verstummte und wieder zu ihm sprach, blieb diese Furcht und der Schlankere wich ängstlich von ihm zurück, ehe er leicht bebend den Kopf schüttelte. "Ich verstehe dich nicht ... doch ich werde dich nicht länger belästigen." Kaum, daß er geendet hatte, stand der junge Gepardenmensch auf und zögerte, doch dann drehte er sich um und lief weg, um sich einen Platz zu suchen, an dem er sich verstecken konnte.

Ash blieb sitzen und blickte dem schlanken Kater nach. "Sowas ... hmmmm ... bin doch nicht sauer." murrte er, und seufzte erneut. Der Drache hatte das Ganze beobachtet und seufzte leise. Ashay hatte das ordentlich versemmelt, und jetzt musste er wohl doch eingreifen. Also öffnete Fei einen Riss, fing Simio aus dem Lauf und barg ihn in seinen starken Armen. "Keine Angst, kleiner Kater."

Im ersten Moment erschrak dieser fürchterlich und erstarrte - doch dann roch er den vertrauten Geruch seines neuen Herrn und entspannte sich sofort, schmiegte sich in die starken Arme und weinte leise, als er so sanft und sicher gehalten wurde. "Es tut mir leid, Herr ... ich ... ich habe alles falsch gemacht, nicht wahr ? Er war so wütend und ich wollte ihn besänftigen, und dann habe ich wieder etwas falsch gemacht und er hat vor Wut gebrüllt. Bitte seid mir nicht böse, Herr ..."

"Er hat nicht vor Wut gebrüllt, und du hast nichts falsch gemacht." Fei hob ihn sacht hoch und ging durch einen Riss in seinen Palast, um sich dort auf weichen Fellen niederzulassen. "Er wollte dir etwas zeigen, ihr beide müsst noch lernen. Er kommt aus einer Arena und weiß im Moment nicht, wohin mit seiner Kraft. Zärtlichkeit kennt Ashay nicht."

Das sachte Kraulen und die Wärme des Drachen sorgten dafür, daß Simio sich noch weiter entspannte und schließlich weich zu schnurren begann. "Er ist so stark, Herr ... und ich weiß nicht, wie ich mich bei ihm verhalten soll. Er erklärte mir, was Instinkte wären und ihr habt mir doch gesagt, ich soll mich nach ihnen richten, Herr ... doch als ich es tat, wurde er wütend, wies mich von sich und brüllte schließlich auf. Dabei habe ich doch nur ein wenig Blut von seinem Kinn geleckt, nicht mehr."

"Das war dein erster Instinkt ?" Fei war überrascht, und es erklärte doch einiges. "Das war sehr zärtlich. So etwas kennt er nicht, und ich habe euch beobachtet. Er hat nicht aus Wut gebrüllt - ich denke, er wollte dir ein stolzes Brüllen zeigen." Simio war drauf und dran, sich in Ashay zu verlieben und Fei grinste innerlich, denn so etwas hatte er sich gewünscht.

Und der junge Gepardenmensch blickte sichtbar verwirrt zu seinem Herrn auf und legte den Kopf leicht schief, als er nachdachte. "Das verstehe ich nicht, Herr ... es klang nicht anders ? Bitte erklärt es mir, ich habe bei meinen vorigen Herren niemals lernen dürfen. Und ja, ich dachte, ich dürfe zärtlich zu ihm sein - er gab mir kein Zeichen, daß ich ihn nicht berühren darf." Es war ein Rätsel für den ehemaligen Sklaven und er hoffte, daß sein neuer Herr, der so anders und zärtlich zu ihm war, es ihm erklären konnte. Und ohne daß Simio es bemerkte, schmiegte sein Körper sich an den des Drachen heran und seine schlanken Hände kosten sehnsüchtig über die harten Muskeln, die man unter dem Seidenmantel fühlen konnte.

Fei grollte weich wegen der Zärtlichkeit und überlegte, wie er dem jungen Katzenmenschen all das erklären sollte. "So etwas ist schwer zu deuten ... gerade bei ihm, er wird so gut wie nur von seinen Instinkten geleitet. Ich denke, wenn er etwas von dir möchte, geht er auf dich zu. Und sein Brüllen - ich denke, er lässt das, was er in sich aufgestaut hat, dadurch heraus. Brüll du mal ... so laut du kannst." Fei erlaubte es, denn er wusste ja selber, wie befreiend so etwas war.

Doch Simio blickte ihn nur entgeistet an, ehe er beschämt den Kopf senkte und an der breiten Brust seines neuen Herrn barg. "Bitte verzeiht, Herr ... aber ich kann das nicht. Ich habe es nie gelernt und ich habe Angst vor dem Brüllen, es bedeutete immer Gefahr und Schmerz. Auch wenn ich, glaube ich, verstehe, wieso Ashay es tut." Simio schämte sich, daß er so schwach und unvollkommen in dieser Hinsicht war - doch ihm wurden nur die Katzeneigenschaften erlaubt, die für seine Rolle als Sklave nützlich waren und alle anderen mit Gewalt unterdrückt oder niemals gefördert.

Und das wollte Fei eigentlich herauslocken, indem er Simio mit Ashay zusammenbrachte. "Warum glaubst du, daß er es tut ?" fragte er leise und streichelte den Kater beruhigend, denn er war doch etwas aufgeregt. Er selber ahnte zwar, was der Kater meinte, aber er wollte es von seinen Lippen hören.

Es tat so wohl, gestreichelt zu werden und Simio schnurrte wohlig auf, als er sich noch ein wenig mehr an den Drachen heranschmiegte und auch seinen langen Schweif um dessen Beine ringelte. "Ich glaube, weil er so stark ist ... und er möchte es gerne zeigen ? Sein Brüllen war so laut und beängstigend, aber auch so ... so ... männlich." Das Letztere wisperte der junge Gepardenmensch, da er sich dafür schämte - doch wenn er so im Nachhinein darüber nachdachte, lief ihm ein wohliger Schauer über den Rücken, denn dabei hatte er die Stärke Ashays nur zu gut sehen können.

Fei lachte leise. "Ja, weil er zeigen will, wie stark er ist ... das gefällt dir, Hm ?" Das leichte Schaudern war unverkennbar gewesen, und ließ Fei nun sacht lächeln. "Er ist nicht böse auf dich, wenn er brüllt, du brauchst also keine Angst davor zu haben."

"Aber ... aber sonst ist er auch so abweisend ? Ich weiß nie, ob ich nicht doch etwas falsch mache und er mir böse ist." Simio blickte langsam auf und hoffnungsvoll zu seinen Herrn, auch seine Ohren richteten sich nach vorne und zeigten nur zu gut, wie sehr der schlanke Gepard darauf hoffte, daß sein Herr eine Lösung wußte, wie man dieses Dilemma lösen konnte.

"Es braucht etwas Zeit, beobachte ihn hin und wieder. Er selber ist noch dabei, sich an die Freiheit zu gewöhnen. Und du ? Hast du schon eine Höhle gefunden ? Wenn nein, dann kannst du diese Nacht noch hierbleiben." Wahrscheinlich war der junge Kater nicht dazu gekommen, und er war es nicht gewöhnt, mitten in der Pampa zu schlafen.

Der Gedanke hatte Simio schon große Sorgen bereitet, da er es in der Tat nicht gewöhnt war. "Ich danke euch, Herr ... wenn ihr es wollt, kann ich euch als Dank auch ein wenig verwöhnen ? Bitte ?" Fei hatte es bisher noch nicht gefordert - und gerade deshalb wollte der junge Gepardenmensch sich auf die einzige Art bedanken, die er kannte und hoffte, daß sein neuer Herr ihm deshalb nicht böse war.

Das war Fei nicht und nickte nur, da er selber gern schmuste und wusste, daß Simio es jetzt brauchte, um sich gänzlich zu beruhigen. Vielleicht war der Schnitt zu groß gewesen, den er ihm zugemutet hatte. Aber er musste es lernen, da Fei es lieber hatte, wenn seine Tiermenschen so lebten, wie sie leben würden, wenn sie nicht gefangen worden waren.

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“Katzenliebe”, Teil 1

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