“Regu und Gara” 01
Regu fauchte leise, als er dem Blick seines Vaters folgte und die verschiedenen Stämme betrachtete, die auf der großen, offenen Fläche zwischen den beiden Flußarmen lagerten. Auch der Stamm des blutroten Panthers war auf dem Weg zu dem jährlichen Stammestreffen, auf dem nicht nur Handel getrieben, sondern auch die unverheirateten jungen Männer und Frauen, und auch die alleinstehenden Frauen und Krieger nach neuen Gefährten suchten, wenn sie Niemanden in ihren Stämmen fanden. Während dieser Zeit wurden die Stammestotems geehrt und es herrschte Frieden - und so konnten auch die Mütter mit ihren Kindern und die Alten in den Lagern der Stämme bleiben, ohne daß sie etwas befürchten mußten. Auch in der Zeit, in der die Stämme wieder in ihre Gebiete zurückreisten, war noch Frieden - bis die Monde sich wieder einmal verjüngt und gefüllt hatten ... so wie bei der Herreise. Und da der Treffplatz mitten zwischen den Stammesgebieten lag, hatten auch alle Stämme den gleichen Rückweg, so daß es keine Vorteile für einen Stamm gab. Diese Gedanken vergingen dem jungen Häuptlingssohn jedoch als er sah, daß der Wolfsstamm schon hier war und seine Zelte auffschlug ... denn ihre beiden Stämme waren schon seit vielen Generationen verfeindet. "Sie sind vor uns da, Vater - sie müssen schon einge Nächte vor uns aufgebrochen sein."
„Sollen sie doch, sie müssen ja nicht warten bis alle eingetroffen sind, damit sie gemeinsam losziehen können.“ Kabu fauchte nur leise und ging einfach weiter zu ihrem Lagerplatz. Die Wölfe hatten sie auf jeden Fall schon bemerkt, aber sie hörten auf ein Knurren und ließen sich nicht vom Zeltaufbau ablenken. Nur Gara warf einen Blick zu den Katzen und er fixierte Regu, denn sie waren beide die Häuptlingssöhne, und kannten sich sehr lange.
Denn es war unvermeidlich, daß sie sich auf den Stammestreffen sahen und auch manchmal in dem Wald, der zwischen ihren Gebieten lag, über den Weg liefen. Die Schamanen hatten zwar verboten, daß die Krieger des Wolfs- und des Pantherstammes sich gegenseitig töten durften - doch Prügeleien und leichtere Verletzungen waren erlaubt, und so fanden auch immer wieder Kämpfe zwischen Stammesmitgliedern statt, wenn man sich zufällig traf. Auch Gara und Regu hatten sich schon oft bekämpft und sich Narben geschlagen ... und gerade da sie die Häuptlingssöhne waren, haßten sie sich noch mehr. "Ich hasse es, daß wir immer neben ihnen lagern müssen ... die Schamanen könnten das doch endlich mal ändern ? Die Bären und die Otter durften doch auch die Plätze wechseln, als sie noch stritten."
Doch Regu bekam auf seine Frage zunächst nur einen ungeduldigen Blick, ehe der Häuptling des Pantherstammes ihm antwortete. „Weil die Bären die Otter mit einem heftigen Schlag töten konnten. Die Otter sind zwar flink, aber fast nur halb so groß die Bären. Es gab einfach zu viele Verluste. Bei uns und den Wölfen ist es ausgeglichener ... und nun genug.“ Sie waren an ihrem Platz, und das Lager mußte aufgebaut werden. „Und halte dich an dein Versprechen, Sohn.“
"Ja, ja, Vater ... ich weiß, daß ich langsam eine Frau suchen muß, damit ich Söhne zeugen kann. Nur paßt keine aus dem Stamm und ich weiß nicht, ob ich auf diesem Treffen eine finde." Gerade weil der Pantherstamm monogam war und eine Beziehung auf Lebenszeit schloß, war es für sie schwieriger, eine Gefährtin oder einen Gefährten zu finden. "Und ja, du hast recht, Vater - die Bären sind immer so groß und reizbar. Ich hoffe nur, sie stinken nicht mehr so sehr wie das letzte Jahr ... manchmal glaube ich, Großmutter hat recht wenn sie sagt, daß sie sich nur waschen, wenn sie die Fische aus dem Fluß fischen."
„Ich glaube, da hat sich recht und man könnte meinen, selbst die Wildschweine stinken nur halb so viel. Ich denke, jeder hofft dieses Jahr, daß sie nicht so stinken.“ Kabu fauchte allein wegen dem Gedanken und sah sich kurz um, bevor er mit seinem Stamm sprach. „Also gut, baut nun alles auf und ruht euch aus.“ Es war nach dem Aufbauen immer Ruhe, und erst am nächsten Tag würden sie mit den anderen Stämmen sprechen. Derweil knurrten hier und da die Wölfe, denn sie konnten die Bären und alle Anderen riechen. Gara knurrte dunkler. „Sie sind schon am Weitesten weg, und stinken noch immer mehr als die Schweine. Ich hoffe, es wird noch Regen geben, damit sie naß werden.“ Daß der Streitclan neben ihnen war, störte da fast weniger, denn die Katzen rochen deutlich besser.
Als der oberste Alpha des Wolfsstammes seinen Sohn hörte, knurrte er ebenfalls und zog die Lippen weit über die scharfen Fänge zurück, ehe er die Augen verengte. "Zum Glück kommen in den nächsten Tagen die Fischschwärme - und ich hoffe, daß unser Schamane die anderen Schamanen endlich davon überzeugt daß sie die Bären dazu bringen, sich vor dem Treffen zu waschen. Es ist kein Wunder, daß kein Mann und keine Frau zu dem Bärenstamm will - nur der Stamm der Wildschweine mag sie." Denn die Männer und Frauen des Bärenstammes waren alle sehr groß und kräftig, und auch sehr behaart ... eine Eigenart, die auch die Männer und Frauen des Wildschweinstammes teilten, auch wenn sie kleiner waren. Bei dem Gedanken richtete sich der Blick von Ani auf den Pantherstamm und er runzelte kurz die Stirn, als er deren Anführer geringschätzig musterte. "Das ist das einzig Gute an diesen verfluchten Katzen ... sie stinken nicht, da sie sich so oft waschen." Dann drehte er sich aber um, so daß er seinen ältesten Sohn ansehen konnte und musterte ihn kurz, ehe er einige der anderen Jungen wegknurrte, die zu ihnen kommen wollten. "Und du suchst dir auf diesem Treffen endlich deine erste Frau aus, Junge - du bist schon alt genug, um wenigstens einen Sohn zu haben, und hast noch nicht einmal eine Frau für dein Rudel genommen."
Das war ein Thema, das Gara nicht mochte, und er knurrte etwas devoter - aber nur, weil es sein Vater war. „Ich werde mich umsehen und sehen, ob mir eine gefällt und auch dominant genug ist.“ Denn das war nicht so leicht und in dem Clan gab es zwar einige, die stark genug waren ... aber es waren Frauen, die er nicht wählen konnte. „Gäbe es eine wie Mutter, würde ich sie nehmen.“ Aber es gab keine und er ahnte, daß er gleich leicht angeschnappt wurde, und senkte daher schon ein wenig die Ohren.
Und wie erwartet, rügte Ani seinen ältesten Sohn mit einem kurzen Zwicken ins Ohr, ehe er leise knurrte. "Du weißt so gut wie ich, daß deine erste Frau nicht unbedingt deine stärkste Frau sein muß - wichtig ist, daß sie paßt, also setze deine Nase ein. Und hör auf, deine Ansprüche so hoch zu stecken ... sie muß dir nur einen Sohn schenken und solange sie gut riecht, ist es egal, ob sie schön oder stark ist oder nicht." Denn Gara war wirklich mehr als nur wählerisch und lehnte bisher alle Frauen ab, die sich ihm anboten ... und langsam reichte es Ani, daß sein Sohn so bockig war.
Dabei hatte Gara auch genug Brüder und Schwestern ... aber er war nun mal der Älteste, und hatte eine gewisse Dominanz und Stärke, auf die sein Vater stolz war. „Ich werde hier wirklich kucken und schnuppern.“ Denn es müßten dieses Jahr wieder junge Frauen hier sein, die letztes Jahr noch nicht da gewesen waren ... und vielleicht fand er wirklich eine Gefährtin. „Kann ich jetzt mit meinem Rudel etwas herumstreifen ? Vielleicht finde ich ja schon eine.“ Auch wenn jetzt noch die Füchse fehlten, denn die ließen sich immer am Meisten Zeit.
"Gut. Und ja, ihr dürft euch umsehen - wenn ihr mitgeholfen habt, die restlichen Zelte aufzustellen. Und achtet darauf, daß viele Stämme noch nicht erlauben, daß geworben wird, solange das Treffen nicht eröffnet ist." Denn er wollte nicht schon vor der Eröffnung Ärger bekommen, wenn sie alle noch gereizt waren von der Herreise.
Gara nickte und antwortete natürlich gleich. „Wir kümmern uns natürlich und ich werde den Anderen auch sagen, daß sie sich noch zurückhalten sollen, und nur schnuppern und ansehen.“ Daß nur geworben wird würden sie garantiert einhalten, und sich auch nicht zoffen.
"Gut." Mit den Worten entließ deer Ältere seinen Sohn und kümmerte sich um anderen Dinge, während Regu in seinem Stamm leise schnaubte und zu seinem Vater blickte. "Siehst du das, Vater ? Ihre Schweife wedeln so stark vor Geilheit auf die Frauen, daß der Wind sogar den Gestank der Bären wegbläst. Pah."
„Sie sind halt ganz anders, und sieh es als Vorteil.“ Jetzt grinste Kabu schon ein wenig, denn er fand es schon ganz lustig. „Und du kannst auch herumstreifen, wenn das Lager aufgebaut ist. Ich denke, du willst auch etwas stöbern.“ Er hatte gut gehört was drüben gesprochen worden war ... und daß ihre Lager nebeneinander lagen, war da schon ein Vorteil. Als Katzen konnten sie sozusagen das Gras wachsen hören, und hier war es gut, daß man ein wenig was belauschen konnte. Aber scheinbar hatte Gara leicht gehört, was man über seinen Stamm gesagt hatte und er knurrte auf, beherrschte sich aber mit etwas Mühe ... auch wenn man an seinen gesenkten, wolfsähnlichen Ohren sah, daß er es nicht lustig gefunden hatte.
Währenddessen hatten die anderen jungen Männer des Wolfsstammes die restlichen Zelte aufgestellt und kamen zu Gara, um nun mit ihm durch die Lager zu gehen und sich umzusehen. Auch einige junge Männer des Pantherstammes sammelten sich, doch Regu wollte nicht mit ihnen mit sondern lief mit seinem Speer in den nahen Wald, um etwas allein zu sein. Er würde sich noch früh genug den Frauen stellen müssen ... doch jetzt noch nicht.
So sah es Gara eigentlich auch, und er setzte sich von seinem Rudel ab. Das Herumstöbern hatte er nur als Ausrede genommen, denn er brauchte jetzt eher etwas Ruhe. Aber er hatte den Anderen noch einmal rau gesagt, daß sie sich zu benehmen hatten. Erst dann setzte er sich ab und verschwand in den Wald, denn da roch es nicht so wild herum.
Regu saß auf einer kleinen Lichtung und genoß die Sonne, die durch die Zweige schien ... er atmete auf und entspannte sich gerade, als er plötzlich Schritte hörte, die rasch näherkamen. Regu wollte endlich allein sein - doch als er Gara sah, sprang er auf und fauchte laut, während er seine goldenen Augen verengte. "Laß mich endlich in Ruhe ! Ich muß dich schon im Lager sehen, und jetzt folgst du mir auch noch hierher ?!"
Gara blieb fast überrascht stehen - denn er hatte ausnahmsweise nicht aufgepaßt, und eigentlich nur Energie beim Laufen loswerden wollen. Eigentlich hätte er Regu schon riechen müssen ... aber er war zuletzt an einem der Bären vorbeigelaufen, daher war seine Nase sozusagen noch voll gewesen. „Das ist eher Zufall - du glaubst doch nicht, daß ich scharf drauf bin, dir nachzulaufen. Wir treffen so schon oft genug aufeinander ... nicht nur im Lager.“ knurrte er und ging einfach weiter, denn er würde sicher nicht hierbleiben. Jetzt sah er Regu aber mal wieder bei Tageslicht und man sah, daß sie beide doch noch etwas reifer und kräftiger geworden waren.
Es dauerte einige Herzschläge, doch dann rief sich Regu zur Ruhe und schloß kurz die Augen, atmete tief durch und entspannte sich. "Das stimmt - wir laufen uns andauernd über den Weg. Mich wundert eh, daß du mich nicht gerochen hast ... aber ich glaube, das lag an den Bären, oder ? Ich kann sie schwach an dir riechen. Wieso läufst du denn zu denen ? Sie stinken erbärmlich." Hier auf dem Treffen durften sie sich nicht angreifen und es war eigentlich eine instinktive Reaktion des jungen Kriegers gewesen ... und er versuchte, es mit der Frage zu überspielen.
Jetzt blieb Gara doch wieder stehen und drehte sich um. „Ja, normal hätte ich dich gerochen, denn ich kenne deinen Geruch ... und ja, Bär- und Wildschweinmädchen, die sich scheinbar schon fanden, aber noch zurückhalten müssen.“ Und Bären wichen nie aus, sondern man mußte eher ihnen ausweichen, selbst in dem großen Lager. „Mit ein Grund, warum ich in den Wald bin ... frische Luft und Ruhe.“ Daß Regu seine Nase wieder beruhigte, sagte er natürlich nicht.
Als der junge Wolfskrieger die Frauen des Bär- und Wildschweinstammes erwähnte, schauderte Regu sichtbar und schüttelte sich, fauchte leise und setzte sich wieder auf den Felsen, auf dem er vorher gesessen hatte. "Ich weiß - sie sind so aufdringlich und merken gar nicht, daß viele der Stämme sie nicht leiden können, weil sie so stinken und aufdringlich sind. Und auch die anderen Frauen sind so ... sie sehen nur die Stellung und ihnen ist egal, ob man sie mag sondern sie meinen, daß große Brüste und breite Hüften reichen, damit man sie nimmt." Zum ersten Mal sagte Regu, was ihn belastete ... denn gerade in seinem Stamm zählten die Gefühle mehr und er konnte es nicht leiden, wenn die Frauen ihn umschmeichelten, weil er ein starker Häuptlingssohn war. "Sie waschen sich auch oft nicht unten, weil sie denken, daß ihr Geruch die Männer scharf macht ... ich finde das nur widerlich."
Gara wäre sonst doch noch weitergegangen ... aber irgendwie hatte Regu genau das gesprochen, was er selbst gerade im Herzen hatte. Also steckte er seinen Speer neben den anderen großen Stein und setzte sich darauf. Somit saßen sich nebeneinander und Gara kratzte sich kurz hinter dem Ohr, denn er überlegte, was er antworten sollte. „Du triffst mal das, was ich auch denke. Ich denke aber, daß wir bei dem Gedanken nicht ganz alleine sind.“ Denn es gab sicher in den anderen Clans auch noch ein paar Männer, die ebenso darunter litten. „Bei mir kämpfen sie, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich kann sie aber mit einem Knurren leicht von mir weghalten.“ Denn sein Knurren hatte eine ähnlich hohe Kontrolle wie das Knurren seines Vaters und seiner Mutter, die Alphas waren.
"Das ist es ja - als ob es nur noch darum geht, eine oder wie bei dir mehrere Frauen zu nehmen, und Bälger zu kriegen. Als ich noch jünger war gefiel mir der Gedanke, endlich mit einer Frau Sex haben zu können ... doch inzwischen kann ich ihre Hitze nicht mehr riechen, es widert mich so an, wie es meine Freunde aufgeilt." Regu fauchte leise, als er daran dachte ... dann kam ihm, daß er hier das erste Mal darüber sprechen konnte, und grinste für einen Moment schief zu dem jungen Mann neben sich. "Weißt du eigentlich, daß du der Erste bist, mit dem ich darüber reden kann ? Nur der Fuchs- und der Schlangenstamm sind toleranter und dulden auch, daß Männer sich Männer als Gefährten holen, damit sie nicht nur für die Weiber und die Bälger da sind ... langsam denke ich, sie haben recht."
Jetzt hob Gara doch eine Braue, und grinste dann zum ersten Mal. „Ja, sie haben da recht und ich bin auch noch nicht soweit, mir eine Gefährtin zu suchen. Und ja, wir sprechen das erste Mal etwas vernünftig miteinander. Dabei kennen wir uns schon, seit wir kampfreif waren.“
"Kennen würde ich nicht sagen ... nur, was ich so auf den Treffen sah oder wenn wir uns prügelten. Wir liefen uns ja immer wieder im Wald über den Weg, da passiert das." Denn ihre Stämme waren schon seit vielen Generationen verfeindet und kämpften miteinander - auch wenn es keine Toten mehr geben durfte, da die Schamanen es verboten hatten.
„Gut ... du kennst, wie ich kämpfe und ich kenne, wie du kämpfst. Ich glaub, wir reden ausnahmsweise nur, weil wir beide gleich genervt sind. Und jetzt, wo du das von den Füchsen und den Schlangen erwähnt hast ... ich wünschte, daß wir so wählen dürfen.“ Das wünschte er sich wirklich und es ging ihm im Clan immer gut, wenn er herausgefordert wurde, den Kerl fertigmachte und ihn bestieg.
Mit den Worten überraschte Gara den jungen Pantherstammkrieger sichtbar und er hob eine Braue, ehe er belustigt schnaubte und seine Augen schloß. "Darauf können wir lange warten - unsere Väter haben doch beide nur Frauen und Familie im Kopf, sie hängen uns schon seit drei Treffen damit in den Ohren und nerven auch die anderen jungen Krieger. Die Stämme wachsen so oder so schon so schnell ... gerade in deinem Stamm ist es doch schon so, daß manche Männer mit ihren vielen Frauen und Bälgern gleich eigene Rudel gründen, und sich vom Hauptstamm trennen. Ich habe eigentlich gar keine Lust dazu, ich bin lieber mit meinen Freunden zusammen.. Aber die hecheln jetzt auch schon jeder Frau nach, die nicht gebunden ist." Der Pantherstamm wußte nicht, daß aufmüpfige Männer im Wolfsstamm so bestraft wurden ... denn bei ihnen war es anders.
Daß Regu es nicht wußte, ahnte Gara und er war aber erstmal damit beschäftigt, ihn zu mustern. Daß Regu seine Augen geschlossen hatte zeigte, daß im Moment Vertrauen da war und Gara stellte fest, daßs der Panther im letzten Jahr deutlich zugelegt hatte. „Sie gehen nicht freiwillig, sie werden verstoßen. Und du hast zugelegt, ich merke es jetzt erst. Letztes Jahr über hatten wir uns deutlich seltener im Wald getroffen und gekämpft.“
Im ersten Moment konnte Regu nicht glauben, was er hörte, und blickte entsetzt zu Regu - doch dann sprach dieser weiter und der Goldäugige fauchte leise, während er wütend zu Boden sah. "Weil Vater mir dauernd in den Ohren hing wegen den Frauen. Ich habe lieber trainiert und gejagt, als mit den Weibern rumzuhängen und ihnen zuzuhören, wieviele Bälger sie mir geben wollen - und das nur, weil ich der Häuptlingssohn bin ! Meine Freunde ahben die Weiber nicht mal angesehen, erst als sie dauernd bei mir abblitzten, gingen sie zu ihnen. Pah ... lästig. Bei uns können die Familien eigentlich immer im Stamm bleiben, weil wir nur einen Gefährten wählen, aber wieso bei euch nicht ? Ist es wegen den Rängen ?" Das interessierte Regu nun doch, denn bisher dachten alle immer, daß die Familienrudel beim Wolfsstamm sich freiwillig vom großen Rudel trennten.
Gara kratzte sich ein wenig hinter einem Ohr, und nickte. „Ja, wegen den Rängen. Ich denke, bei uns ist es komplizierter als bei allen Anderen ... und ich kenne es nur so. Und überleg mal ... wir sind Rudel und wenn alle bleiben, die sich gegen den Alpha so sträuben, dann gibt es nur noch Ärger, und es würden welche sterben. So werden sie verstoßen, und müssen mit ihrem kleinen Rudel einen Platz finden, und halten sich aus dem großen Revier raus.“ Auch wenn es verstoßene Rudel gab, die das gute Revier haben wollten ... und dann gab es Kämpfe, bei denen einige starben.
"Ja, ich weiß - wir schütteln nur immer wieder den Kopf, wenn es bei euch kracht." Das war neben dem Stammestreffen der einzige Grund, daß die Krieger des Pantherstammes keinen Kampf suchten und in ihrem Revier blieben. "Das gibts bei meinem Stamm nicht ... wenn eine Familie nicht mehr im Stamm sein will, dann gehen sie und leben alleine, sie verlieren aber niemals den Halt des Stammes und können jederzeit zum Handeln, Jagen oder Heiraten kommen."
„Nun, ihr und viele andere Clans sind anders, und keine Rudel. Gut, die Wildschweine sind auch eine große Familie, aber auch anders.“ Gara beneidete diese offenen Clans schon ein wenig, aber er konnte es natürlich nicht laut sagen. „Einige sind kompliziert und andere simpel, das macht unsere verschiedenen Rassen eben aus.“ Doch dann war ein Heulen zu hören und Gara knurrte sacht. „Ich muß zurück und denke, du auch. Die Füchse sind da, und die Eröffnung wird bald beginnen.“
"Leider. Auf die Füchse freue ich mich, ich habe dort einige Freunde ... aber diese blöden Zeremonien mag ich überhaupt nicht. Erst reden alle Häuptlinge und man schläft fast ein, dann reden alle Schamanen und man schläft wirklich ein, und dann bekommt man Ärger, weil man eingeschlafen ist. Wenn ich mir vorstelle, ich muß in einigen Jahren ebenfalls so eine Rede halten, dann stellen sich mir alle Haare auf - ich hasse so etwas." Und das war nicht nur so dahergesagt - die weichen, im Vergleich zu Gara eher kürzeren Unterarmhaare Regus stellten sich schon bei der Vorstellung auf und er fauchte wieder leise, schüttelte sich und stand wieder auf, um seinen Speer aus dem Boden zu ziehen. "Dann gehen wir ... ich laufe vor, so fällt es nicht auf. Und ... danke, daß du mir zugehört hast, Gara." Dann drehte sich Regu um und lief zurück zum Lager, während sein Gesicht wieder so ernst und mißmutig wurde, wie man es von ihm gewohnt war.
„Gern und danke ebenso ... und nun ab.“ Gara blieb noch einen Moment wo er war, griff aber schon nach seinem Speer ... denn er würde kurz nach ihm loslaufen. Er würde es aber eher bequem machen, und wie so oft etwas zu spät kommen. Was die Füchse anging, mit denen vertrug er sich auch, genau wie mit den Schakalen. Aber er dachte erstmal nicht mehr daran, und machte sich nach einigen Momenten auch auf dem Weg zu dem großen Lager, um nicht zu unpünktlich die Eröffnung mitzuerleben.
}}|{{