“Lost in a Blizzard” 02
}|{
Nach kurzer Zeit war Flynn mit allem fertig und nickte noch kurz zu sich, bevor er das Tablett aufnahm und das warme Essen nach oben brachte. „So - da bin ich, und jetzt gibt es was zu Essen.“ Seine Schüssel stellte er auf den kleinen Tisch neben dem Sessel, der hier im Schlafzimmer stand, und dann brachte er das Tablett zum Bett. „Ich hab nicht so viel in die Schale rein aber wenn du doch noch etwas möchtest, dann sag einfach Bescheid. Es ist noch genug da.“
Cory blickte erst einmal sichtbar verdattert auf die vollgefüllte Schale mit Eintopf, die auf dem Tablett stand, und schluckte schwer. "Ich weiß nicht mal, ob ich das alles schaffe ... auch wenn es mehr als nur gut riecht und aussieht. Danke." Dann nahm er die Schale in die Linke und mit seiner Rechten den Löffel, nahm einen Bissen und schloß vor Genuß die Augen. Cory liebte solch simple, doch nahrhafte Eintöpfe mit Gemüse und Fleisch sehr ... auch wenn er die meiste Zeit nur die Dosenversion hatte. Dies hier war allerdings frisch und nach einem weiteren Bissen fragte er Flynn neugierig. "Was ist denn das für Fleisch ? Es schmeckt ähnlich wie Rind, aber nicht ganz."
„Das ist Elch - es ist ähnlich wie Rind zu verarbeiten. Aber es schmeckt eben doch anders, und lagert sich sehr gut.“ erklärte Flynn sacht und lächelte dann. „Iß, so viel du kannst und wenn was übrig bleibt, dann ist es auch nicht schlimm.“ Er selbst band kurz sein Haar hinten zusammen, und wünschte noch einen „Guten Appetit.“, bevor er selbst zu essen anfing.
"Ihnen auch. Und danke." Mit den Worten schaufelte sich Cory wieder etwas von dem wunderbaren Eintopf auf seinen Löffel, und aß. Doch nach etwas mehr als der Hälfte wurde er satt und lächelte verlegen, als er aufstand und die Schüssel mit dem Tablett zu dem kleinen Tisch brachte und sich setzte. "Es war sehr, sehr gut, doch auch sehr sättigend ... ich danke ihnen noch einmal dafür. Zum Glück kann man Eintopf aufwärmen, vielleicht schaffe ich den Rest ja in einigen Stunden. Darf ich fragen, wo ich hier eigentlich bin ? Mein Handy verlor etwa eine Stunde vor meinem Unfall das Signal und ich wußte nicht, wohin ich eigentlich in dem Schneesturm fuhr."
„Erstmal ist es ganz okay, wenn wir uns duzen - und wäre es okay, wenn ich auch du sage ?“ Flynn wollte das zuerst doch dezent klären, denn sie mußten nicht so unpersönlich sein. „Und ich müßte wissen, wo du hinwolltest ... dann kann ich dir sagen, wie weit du davon entfernt bist.“ Er fragte sacht, aß seine letzten Happen und stellte seine Schale mit auf das Tablett.
"Gerne, Flynn. In Anbetracht der Tatsache, daß du mir das Leben gerettet hast, ist es auf jeden Fall angebracht, daß wir uns duzen ... außerdem bist du so nett zu mir, danke." Als er endete, errötete Cory wieder sacht, ehe er kurz nachdachte. "Eigentlich wollte ich zum Elk-Mountain-Hotel ... es liegt an einem kleinen Skiurlaubsort, deshalb wollte ich auch dorthin. Kennst du es ?"
„Was - dahin ? Also, das ist bei gutem Wetter gut drei Stunden Fahrt von hier weg ... wohlgemerkt bei gutem Wetter und vor allem auf der Schnellstraße, die du wohl verpaßt oder verlassen hast. Jetzt mußt du leider etwas hierbleiben - ich sorge auch dafür, daß dein Auto geborgen und dann in eine Werkstatt gebracht wird. Wenn du magst, werde ich auch noch in dem Hotel anrufen und die Buchung noch rückgängig machen, oder etwas verschieben.“ Flynn würde es tun, denn er wollte natürlich helfen.
"Vielleicht ... dort anrufen und es canceln, denn ich hätte eigentlich schon heute dort sein sollen. Und ich denke nicht, daß ich bis Morgen dort sein kann wenn der Blizzard auch nur halb so stark ist, wie er sich anhört. Und .... danke. Mein Handy hatte schon im Auto den Geist aufgegeben, nachdem das Signal weg war und ich möchte es ehrlich gesagt nicht laden und anschalten ... ich fürchte, mein Ex hat nichts Gutes hinterlassen." Es fiel Cory schwer, das zu sagen ... doch er wußte auch, daß er sich dem irgendwann stellen mußte.
„Kann ich machen und ich denke, es ist wirklich besser, wenn dein Handy ausbleibt. Sollte es klingeln, würde ich nämlich rangehen und diesem Drecksack die Meinung sagen. Die frischen und älteren blauen Flecken, die du hast, kommen von ihm, oder ?“ Flynn war da gleich ehrlich ... aber er brüllte nicht, auch wenn man gut sah, daß er sauer auf den Mistkerl war.
Im ersten Moment war Cory zu erschrocken, um etwas zu sagen ... doch dann setzte er sich wieder auf das Bett und seufzte leise, als er sichtbar zusammensackte. "Du hast sie gesehen, als du meine kalten Sachen ausgezogen hast, nicht wahr ? Ja, das war Fred ... mein Ex. Er war so breit wie du, aber nur durch Bodybuilding - er liebte es, zu trainieren und verbrachte fast seine gesamte Freizeit im Sportstudio. Er ist sehr beherrschend und schränkte mich sehr ein - und wenn ihm etwas nicht paßte, dann war er absichtlich sehr grob, auch beim Sex." Als er daran dachte, schauderte Cory kurz, ehe er sich sichtbar zusammenriß und Flynn wieder ansah. "Erst, als ich heute per Zufall einige SMS meines eigentlich besten Freundes sah, der Fred schrieb, daß er sich für ihren Fick beeilen sollte fand ich den Mut, alles zusammenzupacken was ich besaß und zu gehen, als er zu seinem angeblichen Geschäftsessen abhaute. Ich fuhr einfach nach Norden, und an einer Tankstelle suchte ich nach einem abgelegenen, billigen Hotel, buchte das Erstbeste und fuhr dorthin. Bis du mich gefunden hast, Flynn ... und nochmal Danke dafür, ich verdanke dir mein Leben."
Innerlich seufzte Flynn sacht, und er kam zum Bett und setzte sich neben Cory. Er berührte kurz dessen Schulter und beruhigte ihn so etwas. „Schon gut, und das ist auch selbstverständlich. Du mußt nun leider erstmal hierbleiben wegen dem Wetter, aber du solltest das Handy dann wirklich auslassen, damit du vor ihm deine Ruhe hast. Darüber reden wir später, wenn du magst ?“ Er stand nun wieder auf, denn er wollte ihm nicht das Gefühl geben, daß er ihn bedrängte und nahm dann das Tablett auf, um es wieder hinabzutragen. „Ruh dich noch etwas aus, okay ?"
Es war völlig ungewohnt für Cory, daß Jemand sich so sorgte und nett zu ihm war ... und er genoß den kurzen Moment, als Flynn neben ihn saß und ihn berührte. Doch er war eigentlich zu aufgewühlt von seinen Gedanken und würde sicherlich noch nicht schlafen können, so daß er leise seufzte und dann ein wenig schief zu dem Größeren auflächelte. "Wenn es nichts ausmacht, würde ich gerne mit runterkommen und dir beim Saubermachen helfen ? Meine Gedanken wirbeln in meinen Kopf so durcheinander wie der Schnee draußen, ich kann jetzt garantiert nicht schlafen ... und so etwas bringt mich ein wenig zur Ruhe."
Cory würde nicht viel finden, das aufzuräumen war ... denn Flynn war durch das Militär, in dem er gewesen war, sehr ordentlich. Aber er nickte sacht weil er es doch gut verstand. „Dann komm ruhig mit runter, und du kannst dich umsehen und auch noch nach deinen Koffern kucken. Aber bleib vorsichtig - wenn dir doch noch schwindlig wird, sag Bescheid.“ Flynn ahnte daß der Schlankere, wenn er lag, nicht aufhören konnte zu denken ... und die Ablenkung jetzt brauchte.
"Ich achte darauf, versprochen." Dann stand Cory auf und folgte dem Größeren nach unten, hielt sich vorsorglich am Geländer der Treppe fest und lächelte, als er unten ankam und die Wärme ihn wohlig umfing. Dann ging er zu seinen Trollies und öffnete einen von ihnen, holte eine einfache, doch warme Jogginghose und Socken heraus, zog sich an und ging zu der kleinen Küche des großen Raumes, um kurz zu nicken. Wie er es sich gedacht hatte, war genug Geschirr da und wartete darauf, abgespült zu werden ... auch wenn es sonst sehr sauber war. "Soll ich den Rest des Eintopfs in eine Dose füllen und in den Kühlschrank tun ? Oder willst du ihn noch aufessen ?" Es war noch etwa eine Portion im Topf und viel zu schade, um weggeworfen zu werden.
Normal wäre es für Heute und Morgen gewesen ... aber es war ja ein Gast im Haus, und so würde Flynn Morgen etwas Frisches kochen. „Uhm, tu es ruhig in meine leere Schüssel von eben, ich esse es dann doch noch auf.“ Doch dann hörte man ein lautes Maunzen und Cory konnte etwas an seinen Beinen fühlen. „Ich hoffe, du magst Katzen - die Dame hier wohnt mit bei mir, und hat noch zwei Kleine.“ Flynn zeigte zu dem tiefen Korb, der etwas abseits stand, und scheinbar war Mira jetzt doch neugierig auf den Gast geworden und hatte sicher auch Hunger. „Sie heißt Mira.“
Als die Katze um seine Beine strich, erstarrte Cory für einen Moment überrascht - doch dann ging er in die Knie und streichelte sanft über das weiche, lange Fell der großen Katze, die sich sofort schnurrend an ihn schmiegte, und lächelte zärtlich. "Oh Gott, ist die hübsch ... und so groß ! Ich liebe Katzen ... ich hatte als Kind eine, als meine Oma noch lebte, doch leider später nicht mehr und mein Ex haßte Katzen. Und Mira hat noch Kleine ? Wow ... ich habe da überhaupt nichts dagegen, im Gegenteil. Darf ich die Kleinen streicheln ?" Man sah Cory an, wie sehr er es sich wünschte ... gerade, weil er schon so lange nicht mehr die Gelegenheit dazu gehabt hatte.
„Natürlich darfst du, die zwei Kleinen sind in dem Körbchen da hinten. Ich mache Mia ein Bißchen Futter, sonst fängt sie an zu schimpfen.“ Flynn zeigte auf den kleinen Reisigwäschekorb, der mit einer weichen Decke ausgefüllt war, in dem die zwei Kätzchen lagen. „Sie sind erst drei Wochen alt. Madam hat mich damit etwas überrascht.“ Er wandte sich nun ab, holte eine Dose Futter und machte ihre Futterschale fertig, denn Mia brauchte jetzt einiges mehr, und wartete auch schon ungeduldig.
"Herbstkätzchen ? Das ist wirklich eine Überraschung, vor allem so weit draußen in den Wäldern." Cory konnte es kaum erwarten und ging zu dem Korb, setzte sich neben ihn und lächelte noch tiefer, als er die beiden schlafenden Kätzchen sah. Er näherte sich nur sacht und streichelte sanft über die Köpfchen der beiden, schmunzelte, als sie sich nur leicht räkelten und weiterschliefen und schluckte schwer, da das Schnurren der Kleinen sich so ungewohnt gut anfühlte.
„Ja, sehr ... und ich weiß echt nicht, wo der Kater herkam. Aber sie haben ja große Gebiete, wo sie sich herumtreiben oder Mia war weit unterwegs, wer weiß. Aber sie kommt immer wieder nach Hause. Ach ja, Namen haben die Kleinen noch nicht.“ Flynn stellte jetzt das Futter an ihren Platz, und Mia stürzte sich gleich hungrig darauf.
Das sorgte dafür, daß Cory leise schmunzelte und er stand wieder auf, da er die Kleinen nicht zu sehr stören wollte. "Es ist wirklich schön hier, so gemütlich ... ich bin das gar nicht gewohnt, Freds Wohnung war immer so kalt und hart ... er liebte Chrom, Stahl, Glas und Marmor. Das hier erinnert mich ein wenig an früher, als ich noch bei meiner Oma lebte ... sie hatte in ihrem Haus viel Holz, und alles warm und gemütlich eingerichtet." Daß auch das liebevolle Wesen Flynns dazu beitrug, erwähnte Cory besser nicht, da er nicht bei seinem Gastgeber anecken wollte.
„Ich kann das gut nachvollziehen und ich fühlte mich in dem Haus hier auch gleich sehr wohl, als ich es gekauft habe. Und wegen diesem Fred ... uhm ... also das Auto, in dem du verunglückt bist, ist das seins oder deines ? Also ich mache mir ein wenig Gedanken, weil er sich dir gegenüber extrem besitzergreifend verhält. Nicht, daß es auf ihn zugelassen ist und er es als gestohlen meldet, um dich zu finden.“ Es tat Flynn leid, daß er es ansprach ... aber er machte sich schon Gedanken.
Das ließ Cory leise schmunzeln und er seufzte leise, als er ihm antwortete. "Wenn es seins wäre, dann hätte ich den Unfall nicht gebaut ... ich habe mein eigenes Auto, aber es ist nur ein kleiner Wagen und nicht unbedingt schneetauglich. In dem Fall aber zum Glück - denn der Jeep von meinem Ex hat einen GPS-Sender und eine Diebstahlsicherung, damit würde er mich sofort finden, wenn er es möchte. Ich denke aber, er will es gar nicht ... und hier kann er mich zum Glück so oder so nicht finden."
„Ah, gut ... das ist dann doch beruhigend, und ich bin vielleicht etwas zu besorgt. Ich habe zuviel von solchen Lebensgefährten gehört.“ Flynn rieb sich verlegen im Nacken, denn er hatte doch etwas übertrieben. „Dein Auto wird auf jeden Fall geborgen, wenn es geht, und dann auch repariert. Ich sage auch der Polizei Bescheid, daß ich dich gefunden habe, und das es dir gutgeht.“ Das Letzte wollte und mußte er auch, denn wenn das Auto so gefunden wurde, konnte womöglich ein Suchalarm ausgelöst werden.
"Wenn es möglich ist, kannst du damit noch ein wenig warten ? Sie werden das Auto so oder so erst in einer Weile bergen können ... wenn dieser Schneesturm abgeflaut ist, wird zuviel Schnee liegen. Und kann man denn der Polizei sagen, daß sie Niemandem Auskunft geben, der nach mir fragt ? Ich habe keine Verwandten mehr, und alle, die mich noch kennen, sind Freunde meines Ex." Natürlich wußte Cory, daß er veranlassen konnte, daß Fred keine Informationen bekam ... doch sein Ex konnte Andere vorschicken, die sich nach ihm erkundigten, und würde die Information dann trotzdem erhalten. Ein Gedanke, der dafür sorgte, daß Cory unwillkürlich die Arme um sich legte und leicht schauderte ... denn er wollte nicht, daß Fred hierherkam. "Mir wäre lieber, wenn noch eine Weile Niemand wüßte, daß ich hier bin. Es mag vielleicht dumm klingen, aber hier kann ich endlich mal aufatmen und entspannen ... und ich bin gern in deiner Nähe. Und Miras."
Jetzt lächelte Flynn sacht, denn Cory war doch wieder sacht errötet. „Ich werde Bescheid sagen, daß über dich keine Infos rausgegeben werden. Ich habe sehr gute Kontakte - und was du sagst, klingt nicht dumm. Du kannst dich hier endlich neu sammeln, und deine Freiheit und unsere Gesellschaft genießen.“ Er lächelte sacht und Mira - die gefressen hatte und nun maunzend im unteren Bad verschwand - war wohl auch einverstanden.
"Ich danke dir, Flynn. Denke eh, daß du im Augenblick keinen Empfang am Handy hast ... oder gibt es hier Festnetz ? Also wegen dem Anruf bei der Polizei." Während sie redeten, ging Cory wieder in die kleine Küche und ließ das Abspülwasser ein, ehe er das Geschirr hineinlegte und damit begann, abzuspülen.
„Ich habe ein Funkgerät, da komme ich am Besten durch. Ich hab eins im Haus und eins im Wagen, ich bin ein Ranger. Im Notfall habe ich auch ein Satellitentelefon, aber das wird nur im Notfall benutzt. Und wegen Festnetz - das habe ich zwar, aber es ist hier über Land und funktioniert nicht immer. In Amerika drüben ist es ja auch so ... da kommt mal ein Sturm, und schon fallen alle Strom- oder Telefonmasten um.“ Flynn zwinkerte sacht und stellte den Wasserkocher an. „Magst du einen Tee ? Ich hab ein paar Sorten hier, oder auch Kaffee.“ Während er sprach, kam Mira auch wieder aus dem Bad, putzte sich kurz und hüpfte dann zurück zu ihren Kleinen ... denn sie kümmerte sich wirklich sehr fürsorglich um sie.
"Vielleicht einen Tee ? Ich hatte schon lange keinen mehr, ich mag Tee lieber." Inzwischen hatte Cory alles abgespült und trocknete nun das Geschirr, während er lächelnd dabei zusah, wie Mira ihre Kleinen putzte. "Es ist so schön, hier ... so heimelig und gemütlich. Und du bist Ranger ? Wow ... darf ich fragen, was du da so alles tust ?" Er war neugierig und hoffte, daß es nicht zu aufdringlich war, danach zu fragen ... doch das freundliche Wesen Flynns ließ eigentlich darauf schließen, daß dies in Ordnung war.
Das war es auch, und Flynn kuckte kurz, welchen Tee er nahm. „Ich bin ein Park-Wildhüter.“ Er blickte zu dem Hut, der wohlbekannt war. „Ich bin aber kein Mounty, die sind hier die Polizei. Auch wenn ich in Uniform dann ähnlich aussehe.“ Er sagte es lieber gleich ... denn Touristen, die auf ihn trafen nannten ihn oft so, auch wenn es nicht stimmte. Aber er nahm es keinem übel und lächelte sacht, als er einen Tee wählte, der Cory sicher schmeckte und gut tat. „Ist ein Fruchttee okay ? Er ist sehr lecker.“ Er reichte ihm den Tee, damit er daran schnuppern konnte.
Nun doch überrascht, neigte Cory sich näher und roch an der Teedose ... und schloß kurz die Augen, da es so angenehm roch. "Das sind heimische Früchte, nicht wahr ? Wenn es kiene Mühe macht, hätte ich gerne einen davon." Er hatte schon lange keinen Früchtetee mehr gehabt, da sein Ex Tee nicht mochte ... und dieser Tee roch wirklich sehr, sehr gut.
„Gut, und es ist wirklich kein Problem.“ Flynn nahm gleich einen leeren Mehrweg-Teebeutel, gab einen Teelöffel von dem Tee hinein und hängte ihn in die Tasse. Für sich machte er auch gleich einen, und goß einen Moment später das heiße Wasser darüber. „Wenn du ihn noch süßen magst, ich hab alles da. Auch wenn es bei dem nicht nötig ist.“
"Nein, danke ... ich brauche keinen Zucker oder so, ich mag Tee lieber wie er ist." Cory lehnte sich neben Flynn an die Spüle und lächelte verlegen, da es schön war, so zusammenzustehen. Es war sehr ungewohnt, doch mehr als nur angenehm und als der Tee gezogen war und Flynn die Beutel wieder herausnahm und in die Spüle legte, nahm Cory eine der Tassen und roch genießend an dem dunkelroten Tee. "Mmmhmmm ... das riecht wirklich gut."
„Er schmeckt auch gut. Komm, setzen wir uns auf das Sofa, da ist es gemütlicher.“ Flynn lächelte, ging vor und setzte sich auch gleich auf das Sofa, das so groß und gemütlich war daß auch er darauf liegen und schlafen konnte, wenn er mal einschlief. „Magst du eben Nachrichten kucken ? Dann schalte ich den Fernseher mal ein.“
Natürlich war ihm Cory mit der Tasse gefolgt und stellte sie auf den einfachen, doch schönen Holztisch neben die Flynns, ehe er sich neben ihn setzte und leicht zu ihm drehte. "Geht es denn ? Also empfängst du trotz des Sturms noch etwas ?" Er war ein wenig verwundert, denn dann müßte die Satellitenschüssel sehr groß sein, um den Empfang noch zu ermöglichen.
„Hin und wieder, einen Versuch ist es wert.“ Flynn war schon gern informiert, aber kaum war der Fernseher an, sah man wirklich nur ein Rauschen und er schaltete ihn auch gleich wieder aus. „Dann keine Nachrichten ... aber einen Versuch konnte man wagen.“ Er lächelte sacht und legte die Fernbedienung dann beiseite. „Hast du schon einen Plan, was du jetzt machen magst ? Und was hattest du gearbeitet ? Das würde mich schon interessieren.“ Er war einfach neugierig ... aber er würde Cory nicht unbedingt dazu bedrängen alles zu erzählen, das konnte man auch raushören.
Die Frage war unerwartet und der Dunkelblonde seufzte leise, ehe er leicht zusammensackte und sich an die Lehne des Sofas lehnte. "Ehrlich ? Keine Ahnung, was ich machen soll. Ich habe vor meinem Ex diverse Jobs gehabt, und Fred wollte nicht, daß ich weiterarbeite, da er genug Geld verdient. Um ehrlich zu sein dachte ich, ich fange neu an und suche mir irgendwo wieder einen Job als Barista oder auch Kellner ... das konnte ich immer sehr gut, und diese Jobs werden immer angeboten. Und dann eben sehen, wohin es mich treibt, weißt du ? Und nun ja ... im Augenblick bin ich hier und hoffe, ich kann wenigstens ein wenig aushelfen, damit ich dir nicht völlig auf der Tasche liege."
„Ach, das tust du nicht. Und erstmal ist der Blizzard zu überstehen, und Jemand in Not aufnehmen ist eben Pflicht, finde ich. Wegen einem Job - ich glaube, das Hotel mit dem kleinen Restaurant sucht noch Jemand, der über die Winterferien aushilft ... das wäre dann ein Anfang, wenn du möchtest ?“ Flynn kannte inzwischen jeden in der Stadt und sie kannten ihn ... daher wußte er auch, wenn ein Arbeiter gesucht wurde.
"Was ?" Im ersten Moment war Cory sichtbar verblüfft ... doch dann nickte er langsam und zuckte verlegen lächelnd mit den schlankeren Schultern. "Wenn das gänge ? Ich habe irre gern gekellnert, ich mag die Arbeit. Ich hoffe nur, daß ich dann vielleicht eine kleine Kammer in dem Hotel bekomme ... ist es denn hier in der Nähe ? Mein Auto wird denke ich, nicht mehr zu reparieren sein, es würde sich auch nicht lohnen, da es schon so alt ist. Und hier braucht man ja ein Auto, um wohin zu kommen, nicht wahr ?"
„Ja, hier braucht man leider immer ein Auto. Und wegen dem Job - ich horche noch nach, wenn der Blizzard vorbei ist, vorher kannst du eh nicht vorsprechen. Und du bist ja reiner Amerikaner, oder ? Weil du noch eine Erlaubnis bekommen müßtest, um hier zu arbeiten.“ Auch wenn Amerika gleich nebenan war, mußte man trotzdem eine Berechtigung dafür haben. Andersherum war es ja auch so, wobei Flynn beide Staatbürgerschaften hatte und er selbst deswegen keine Probleme hatte. „Aber ich denke, das bekommt man gut geregelt.“ fügte er an und bemerkt jetzt, daß das Licht flackerte. „Ich denke, gleich fällt der Strom aus ... ich werfe den Notstrom an.“
"Ah, du hast einen Generator ? Natürlich hast du einen, hier draußen braucht man das ja. Und ja, ich müßte eine Arbeitserlaubnis und ein Visa beantragen ... aber das ist nicht so schwer. Gerade im Hotelgewerbe, in Gaststätten oder generell allem, das mit Tourismus zu tun hat, bekommt man das sehr leicht. Ich brauche nur ein Jobangebot und ein Wohnungsangebot, das reicht. Ich habe früher öfters mal in Kanada gejobbt, da ihr Kanadier einfach viel netter seit als die Amerikaner." Bei dem Letzteren mußte Cory leise schmunzeln, denn gerade das war einer der großen Unterschiede zwischen den beiden Ländern.
Man hörte ein sachtes Lachen, und dann ging das Licht kurz aus und danach wieder an, denn Flynn hatte umgestellt und kam nach kurzer Zeit zurück. „So, jetzt ist getauscht ... und in den Großstädten gibt es inzwischen auch reichlich Chaos, und ich habe länger drüben gelebt als hier. Aber ich bin nach meinem US-Militär-Ausstieg dann lieber hierhergezogen.“ Er setzte sich und trank dann etwas von dem Tee, der nun soweit war, daß man ihn gut trinken konnte.
Cory hatte schon einige Schlucke getrunken und wärmte seine Hände an der Tasse, während er interessiert zuhörte. "Du warst in Amerika beim Militär ? Wow ... ich habe das zum Glück nicht machen müssen, ich wäre völlig untauglich dafür. Aber ich bin froh, daß du hier nun Ranger bist, Flynn ... sonst wäre ich nach dem Unfall ganz gewiß erfroren. Ich glaube, ich habe dir noch nicht richtig dafür gedankt - danke, Flynn. Ehrlich."
„Schon gut und ich denke, wenn dich jemand Anderes gefunden hätte, hätte der dich auch gerettet. Und ich war ein Militär-Ranger und nun Wald-Ranger. Ich brauchte eine Aufgabe nachdem ich aufhörte, und Wald-Ranger gefällt mir sehr gut.“ Daß er mit einer Heldenehrung ausgeschieden war, sagte er erstmal nicht ... denn es war ihm nicht ganz so wichtig, und die Menschen veränderten sich oft, wenn sie es hörten. Er war zwar ein Held, aber hatte dabei seinen ganzen Trupp verloren.
"Das ist doch super für dich - also daß dir dein Beruf gefällt. Und keine Sorge, ich bohre nicht nach ... ich weiß doch, daß ehemalige Militärs nichts sagen dürfen. Mal davon abgesehen, daß ich dich erst jetzt kennenlerne und mir ist das jetzt wichtig, Flynn. Denn du bist ein sehr sanfter und liebevoller Mensch, und sehr ruhig. Ich mag das sehr, genauso wie die Ruhe hier ... es ist schön, nicht dauernd einen Fernseher oder Radio zu hören, oder den Verkehrslärm." Cory fühlte sich mehr als nur wohl hier bei dem größeren Rotbraunhaarigen ... doch langsam spürte er, wie er wieder müder wurde und stellte die Tasse auf den Tisch zurück, lehnte sich an und seufzte leise, als er kurz die Augen schloß. "Und es ist so schön warm hier ... das Haus, aber auch du."
Jetzt lächelte Flynn sacht, denn er merkte gleich, daß die Augen von Cory wohl nicht wieder aufgehen würden, da seine Worte leiser geworden waren. Er sagte jetzt nichts weiter sondern rückte ein kleines Stück näher, so daß sich der Schlankeren an ihn lehnen konnte ... und so dauerte es wirklich nicht lange, und er war absolut entspannt eingeschlafen. Die Nähe tat Flynn ebenfalls gut ... aber er würde jetzt nur dösen und lächelte, weil Mira auch noch zu ihnen kam und sich zu ihnen legte. Sie kam immer, wenn ihr Hausherr auf dem Sofa war, und dort einschlief. Der Besucher störte sie da nicht, und so kuschelten sie zu dritt zusammen.
}|{