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“Nicht schon wieder Würmer !! ... oder: Wie wir in diese Welten fielen. Teil 3” 01

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Als sie von dem gegnerischen Heer angegriffen wurden, nickte Gideon nur auf den Befehl seines Vorgesetzten, packte seine beiden langstieligen, mit einem großen Blatt ausgestatteten Kampfäxte und lief den Söldnern nach, die er kannte. Er hatte eigentlich ebenfalls gehofft, daß sie die Schlacht erst Morgen führten ... doch nun konnte man es nicht mehr ändern, und durch die Schuld der beiden jüngeren Soldaten mußten sie jetzt in der Nacht kämpfen. Aber für diese Schlacht wurden sie angeheuert - und auch Gideon kämpfte, da es das war, das er am Besten konnte. Dann versiegten die Gedanken aber, als er auf die ersten Gegner traf und er schlug das Schwert des Kriegers mit seiner linken Axt beiseite, hieb mit der rechten Axt zu und dessen Arm ab, ehe er weiterlief und die nächsten beiden Gegner einfach umrannte. Die Soldaten, die hinter ihm liefen, würden sie töten oder verletzen ... und Gideon stürmte weiter vor, da er durch seine schiere Größe und Masse immer durchbrach, um für die kleineren Soldaten den Weg zu ebnen. Dabei schwang er seine Äxte und kam weiter voran, bis er vor sich zwei sehr große Söldner sah, die er flüchtig kannte. Sie waren mehr als nur gut - und als er auf sie traf, hieben sie gemeinsam auf ihn ein und er wehrte sich mühsam, da er zu dem Magier wollte, den die beiden beschützten. Denn gerade die Magier mit den Bögen waren die Gefährlichsten, da sie viele Gegner töten konnten ... und Gideon hoffte, daß er zu ihm durchkam und ihn stoppte. Doch gerade in dem Moment, in dem er seine Äxte in das Fleisch der beiden Söldner hieb, passierte vieles gleichzeitig - und Gideon schauderte, da er die wilde Magie der seltsamen Lichtrisse, die um sie herum erschienen, fast körperlich spürte. Sie vergrößerten sich und wurden mannsgroß, ehe sie aufsprangen und man durch sie fremde Welten sah, und sie die Soldaten förmlich verschluckten. Auch unter ihnen im Boden öffnete sich so ein Riß und Gideon fiel mit den Leichen der beiden Söldner und dem Magier, den sie beschützten, hindurch - doch er konnte sich bei der Landung auf den Beinen halten und fluchte laut, da es um sie herum zwar etwas heller, doch noch immer dämmerig war. Aber noch ehe er etwas sagen konnte, erlosch der Riß über ihnen und der Magier schrie gellend auf ... und um sie herum brach der mit Moos, Gras und Pilzen bewachsene Boden auf und riesige, oberschenkeldicke Würmer mit scharfen Reißzähnen schossen hervor, und griffen sie an. Der große, braunhaarige Krieger zögerte nicht lange und stellte sich über den auf dem Boden kauernden Magier, hieb auf die Würmer ein und tötete sie so schnell er konnte, denn es kamen immer mehr und er fürchtete schon, daß es zuviele wurden. Doch dann hörten die Angriffe plötzlich auf und es kehrte Ruhe ein, so daß er die Äxte senkte, sich darauf abstützte und schwer keuchend versuchte, wieder Atem zu schöpfen.

Croal, der noch immer am Boden lag wußte kaum, was überhaupt passiert war. Es war das erste Mal, daß er nicht wirklich nachdenken konnte. Er wußte nur noch von dem Anfang des Kampfes, und daß er wie befohlen von zwei Kämpfern beschützt wurde. Es war nicht nur, weil er Fernkämpfer war - er war auch einer der Heiler. Seine Kräfte bei dieser Art der Magie waren nicht so stark, aber er konnte immerhin Blutungen stoppen. Soweit hatte er erfaßt, daß ein großer Krieger quer durch das Schlachtfeld rannte und seine Beschützer, die es nur aus Pflicht taten auch wenn sie ihn nicht mochten, bekämpfte, und wohl auch erwischte. Aber dann war es knallhell wegen etwas geworden, und Croal hatte nichts mehr sehen können. Seine Augen waren mit seiner Magie verbessert, und das helle Licht hatte ihn wirklich geblendet. Dann fühlte er, wie er gerammt wurde, und den Boden unter sich verlor. Es war, als würde er fallen ... und das konnte er nicht abfangen, und so landete er schlecht auf den Beinen und eines war jetzt auf jeden Fall verletzt. Eigentlich hatte er sich darauf vorbereitet, von dem Gegner getötet zu werden - aber als er aufblickte, sah er ihn verschwommen über sich stehen, und gegen gewaltige Würmer kämpfen. Auch die sah er nur unscharf, und dann waren diese Würmer weg, und der Kampf war vorbei. „Ich ...  was ist passiert ?“ Mehr bekam er jetzt einfach nicht heraus.

Es dauerte noch einige Herzschläge, bis Gideon genug Atem fand und er blickte auf den Magier herab, der seine Augen seltsam verengte, so als ob er ihn nicht richtig sehen würde. Dann bemerkte der große Kämpfer aber noch etwas anderes: Daß bei dem Magier eine Beinhose mit Blut getränkt war, das immer mehr wurde. "Ich weiß es nicht. Wir fielen durch so einen seltsamen Lichtriß, und sind hier gelandet - und uns haben riesige Würmer angegriffen. Ich habe sowas noch nie gesehen, und sie waren verdammt schwer zu töten. Wir müssen hier weg, ehe noch mehr kommen ... irgendwohin, wo es sicher ist, und dann dein Bein versorgen. Du blutest, und das ist schlecht ... die Viecher könnten es riechen." Als er endete, blickte sich Gideon um  und fluchte, da sie auf einer Ebene standen ... doch ein wenig weiter weg gab es Felsen und riesige Pilze, so daß er kurz nickte und eine seiner Äxte in die Halterung an seinem Gürtel steckte. "Ich helfe dir, ja ? Dort drüben sind Felsen, die dürften sicherer sein."

„Ich.... danke, und wir sind ja nicht mehr im offiziellen Kampf. Meine Heilkraft ist fast erloschen, sonst hätte ich die Blutung und den Bruch schon weitgehend heilen können.“ Croal fluchte innerlich, denn das beschränkte auch seine Sicht ... denn leider hatte er schon immer Probleme mit den Augen. Er war nur wegen seiner Gift- und Heilmagie so weit im Leben gekommen.

"Jep - wir sind nicht mehr in der Schlacht und ich fürchte, auch nicht mehr auf unserer Welt. Die Sonne hier sieht so aus wie die bei einer Sonnenfinsternis, nur daß es kein schmaler, weißer Rand ist, sondern ein breiterer roter Rand. Und es ist hier wie in der Dämmerung, obwohl diese Sonne voll am Himmel steht." Während er sprach, nahm Gideon den beiden Toten die Reisebeutel ab und steckte deren Waffen in die Gurte zurück, band diese um die Reisebeutel und schlang sie sich um die breiten Schultern, ehe er sich runterneigte und den linken Arm um den Magier schlang, damit er ihn vorsichtig hochheben konnte. Der Magier war zwar kräftig und groß, wenn man ihn mit anderen Männern verglich - doch neben Gideon wirkte er viel schlanker, da dieser ihn um einen Kopf überragte und die Hälfte breiter war. "Kannst du so gehen ? Ich kann dich leider nicht anders tragen, damit ich die Rechte frei habe, falls diese Würmer wieder angreifen. Und äh ... ich bin Gideon und hoffe, du killst mich jetzt nicht."

„Ja, so geht es. Und ich hätte dich schon längst getötet, wenn ich es gewollt hätte. Ich heiße Croal.“ Das Zweite schnauzte Croal leise ... denn er war ja nicht bescheuert und tötete den Einzigen, der noch lebte, und ihm auch das Leben gerettet hatte. „Ich töte doch nicht den, der sich so schnell umstellt und mich hier beschützt, statt mich von den Würmern fressen zu lassen.“ fügte er an und biß dann die Zähne zusammen, denn der Bruch tat verdammt weh, auch wenn er so wenig wie möglich auftrat. Er wußte jetzt schon, daß der Wadenknochen bestimmt gebrochen war, und der vom Schienbein angeknackt ... sonst würde er nicht so starke Schmerzen haben.

Als er so angeschnauzt wurde, zuckte Gideon instinktiv leicht zusammen ... doch dann nickte er und lächelte für einen Moment verlegen. "Hab dich schreien gehört, als wir durch den Lichtriß fielen und gesehen, daß du dich nicht wehren konntest ... und da wir da beide reingerutscht und allein sind, habe ich für uns beide gekämpft. Hm ... halte dich bei mir am Hals fest, so geht es besser." Als der Schlankere nach einem Mometn seine Arme um den Hals Gideons schlang, nickte dieser, hob den Verletzten weiter an und hielt ihn an seiner Seite, ehe er einfach los- und zu den Felsen lief. Wie er es sich schon dachte, reichten die Erschütterungen seiner Schritte aus, daß weitere Würmer auftauchten - doch er war schnell genug und wich ihnen aus, schlug zweien die Köpfe ab und wurde schneller, damit er die Felsen erreichte. Erst hier bremste er ab und schnaufte, ließ Croal vorsichtig herab und lehnte sich dann an einen der großen Findlinge, bevor er leise fluchend auf die Ebene blickte, auf der die Würmer die Leichen ihrer Artgenossen fraßen. "Verdammt ... diese Biester reagieren wirklich auf Erschütterungen. Denke, sie riechen nicht gut und sehen tun sie bestimmt nichts in dem Dämmerlicht, aber sie spüren Erschütterungen. Zum Glück ist der Boden hier aus Felsen, da kommen sie hoffentlich nicht durch."

Croal war froh, daß sie es geschafft hatten, und auch er atmete tief durch. „Ja - ich hab zwar alles unscharf gesehen, aber das war genug. Ich kann hier meine Magie nicht auf meine Augen anwenden.“ Letzteres murmelte er und erst jetzt fand Croal Zeit, seine Kapuze abzunehmen. Er kramte dann in seiner Gürteltasche und fluchte, als er etwas Zerbrochenes herausnahm. Es war seine Sehhilfe mit geschliffenem Glas, und eines der Gläser war zerbrochen. „Verdammt ...“ fauchte er und setzte sie trotzdem auf, denn nur so konnte er besser sehen. Er öffnete jetzt aber seinen Beutel und holte Verbände heraus, denn er mußte nun sein Bein versorgen. „Danke für deine Hilfe.“ murmelte er wieder und versuchte, sich etwas zu beruhigen ... denn er mußte rausfinden, wie sehr seine Magie wirklich eingeschränkt war. Aber die Wunde zu versorgen ging noch vor, und er fragte wieder leise. „Hilfst du mir, meinen Stiefel auszuziehen ? Dann kann ich die Hose etwas hochraffen, und die Wunde verbinden.“

Währenddessen hatte Gideon ihn beobachtet und legte die drei großen Reisebeutel ab, stellte seine beiden Kampfäxte an den Felsen und kniete sich neben den Verletzten. "Diese Glasdinger kenne ich - sowas hatte der alte Heiler auch, den ich in einer Söldnertruppe sah. Er konnte nur in der Nähe scharf sehen, wenn etwas weiter weg war, war es für ihn unscharf. Ist das auch so ein Ding ? Und wegen dem Stiefel ... da müssen wir sehr vorsichtig sein, damit dein Bein nicht noch schlimmer wird. Bist du Heiler ? Und ... ich merke das auch, Magie ist schwer hier. Sogar verdammt schwer."

„Ich kann allgemein nicht gut sehen, und ich bin eher Giftmagier ... aber auch Heiler. Es ist nur nicht meine Hauptmagie - aber genug, daß ich meine Augen damit verbessern und bei Anderen die Wunden versorgen kann. Und kannst anfangen.“ Croal nahm sich vorsorglich ein Stück Leder und biß darauf ... denn er wußte, daß so etwas verdammt weh tat, und war nun darauf vorbereitet.

Daß dieser Mann ein Giftmagier war, überraschte Gideon sichtbar - denn das hieß, daß der Andere ihn jederzeit hätte töten können. Doch nun nickte er und seufzte leise. Zum ersten Mal waren seine großen Hände wirklich sinnvoll - denn so konnte einerseits den Stiefel mit der Rechten, und den Unterschenkel mit der Linken umfassen. Dabei achtete der große Braunhaarige darauf, unterhalb des Bruches zuzufassen und vorsichtig zu sein, ehe er ihm ebenso vorsichtig den Stiefel abzog. Daß es trotzdem hölllisch schmerzte, hörte er an dem erstickten Schrei Croals ... doch er machte weiter, bis er den Stiefel abgezogen hatte, ehe er den Fuß zusätzlich behutsam am Knöchel hielt und stützte. "Sag mir, wie ich ihn dann halten soll, ja ? Ich weiß, daß deine Knochen gerichtet werden müssen, und daß man den Fuß dafür richtig strecken muß."

Croal fing sich langsam wieder und atmete kurz tief durch, bevor er "Einen Moment.“ murmelte, aber das Leder behielt er lieber noch im Mund. Er wollte doch erst versuchen seine Magie zu nutzen, und ließ sie soweit wie möglich in sich erwachen, um die Blutung zu stoppen. Es ging sogar, auch wenn sie sehr anstrengte ... und dann sagte er Gideon, wie er das Bein halten mußte. „Jetzt mit einem Ruck kurz ziehen.“ murmelte er wieder und nickte dann, daß es losgehen konnte.

Der Große nickte und schluckte ... dann umschloß er den Knöchel mit der Rechten und weiter oben den Unterschenkel mit der Linken, zog schnell doch behutsam an und nickte als er sah,wie der Knochen wieder geraderückte. Dann hielt er das Bein so, und wisperte leise. "Kannst du vielleicht den Knochen ein wenig anwachsen lassen ? Du bist sehr entkräftet, aber vielleicht geht es ? Ich muß Stützen und Lederbänder holen, damit ich das Bein schienen kann."

Es dauerte noch einen Moment, dann war Croal wieder ganz bei sich, weil der Schmerz nachgelassen hatte. Er nahm auch das Leder aus dem Mund und man sah schon die Löcher darin, denn seine Eckzähne waren etwas schärfer als normal. „Mache ich, auch wenn ich dann noch weniger zu gebrauchen bin als eh schon.“ Genau das ärgerte ihn, und er berührte vorsichtig sein Bein und gab wirklich seine letzte Energie, um die Knochen leicht anzuheilen. Normal hätte er es wohl ganz geschafft ... aber hier raubte es ihm wirklich seine letzte Kraft, und er sackte einen Moment später verschwitzt zusammen.

Als Gideon sah, wie sehr es den Anderen anstrengte, seine Magie zu benutzen, fluchte er leise und als dieser fertig war, nahm er einen der Beutel und legte ihn unter das Bein, damit er aus seinem eigenen Beutel Lederbänder holen konnte. Dann nahm er zwei Armbrustbolzen aus dem Köcher eines der Toten und kehrte wieder zu Croal zurück, um nun vorsichtig dessen Bein zu schienen. "Halte noch etwas durch, ja ? Ich bin gleich fertig und dann gebe ich dir Wasser und etwas zu essen, und du kannst etwas schlafen, während ich aufpasse."

Der Schwarzhaarige hielt auch durch, denn er hatte wirklich Durst und erst, als Gideon ihn mit Wasser versorgt hatte, konnte er sich kaum noch bei Sinnen halten und das Essen klappte einfach nicht mehr. Er verlor seine Kraft, und sein Körper holte sich die Ruhe, die er brauchte.

Als er sah, daß der Magier ohnmächtig wurde, fluchte Gideon leise und fing ihn auf, hielt ihn vorsichtig an sich und seufzte, als er überlegte. Hier bei den Felsen waren sie einigermaßen sicher, da auch der Boden felsig war und diese Würmer nicht durchbrechen konnten ... doch er wußte nicht, ob es noch andere Gefahren gab und überlegte einen Moment, ehe er leise seufzte und seine eigene Magie erwachen ließ. Wie er es sich schon gedacht hatte, ging es extrem schwer und nur ein leichtes Licht erwachte in seiner Rechten, das er nur mt äußerster Konzentration heller machen und damit ihre Umgebung ausleuchten konnte. Dann ließ er es wieder versiegen und keuchte schwer, nickte langsam und ließ sich mit dem Verletzten in seinem Arm an den Felsen hinter ihnen sinken. So gut wie Niemand wußte, daß er Lichtformermagie besaß ... denn im Gegensatz zu den jungen Idioten, die ihr Heer vor der Schlacht durch ihre Unachtsamkeit verrieten verschwieg es Gideon, da viele Söldner diese Art der Magie als eher unnötig erachteten und oft geringschätzig darüber redeten. Sie hatten meist auch Recht, wie man an den Idioten sah ... doch hier würden sie es brauchen, da es selbst am Tag so dunkel war wie bei ihrer eigenen Welt in der Dämmerung. Und daß sie auf einer anderen Welt landeten, war mehr als nur deutlich - nicht nur an der Sonne, sondern an den Tieren und der Landschaft um sie herum. Daß ihre Magie hier so schwach war, bereitete Gideon mehr als nur große Sorgen - denn alleine schon das leichte Anheilen kostete Croal so viel Kraft, daß er einfach ohnmächtig wurde und das Bein mußte besser werden, damit es sich nicht entzündete. Doch dann ließ der große Braunhaarige die Gedanken sein und aß ein wenig Trockenfleisch, trank einige Schlucke Wasser und seufzte erneut, da er schon ahnte, daß auch bestimmt die Zauber ihrer Beutel betroffen sein würden.

 

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Es dauerte lange, bis Croal langsam aufwachte. Im Grunde hätte er wohl noch länger ruhen können, aber in dem Fall machte ihm seine volle Blase so zu schaffen, daß er wach wurde. Aber er fühlte zuerst, wie warm er lag ... und trotzdem erschrak er denn er fühlte, daß wer neben ihm lag und dann unterdrückte er einen Aufschrei, denn er hatte sein Bein angewinkelt. „Ah ... verdammt. Jetzt erinnere ich mich.“

"Gut, daß du aufgewacht bist - ich hätte dich sonst bald geweckt. Und du mußt aufpassen, dein Bein ... ich hoffe, es geht ?" Gideon war die ganze Zeit nur in einem sehr leichten Wachschlaf gewesen und natürlich sofort hellwach, als der Giftmagier sich bewegte. "Ich habe dich etwas eingepackt, weil du so kalt geworden bist ... und keine Sorge, es hat hier keine Insekten."

„Danke und entschuldige ... ich mußte mich erst wieder zurechtfinden. Und danke, das Warme tat sehr gut.“ Jetzt blinzelte Croal aber, denn jetzt war es doch heller als bevor er sein Bewußtsein verloren hatte. „Jetzt ist wohl Nacht, sonst würde es hier nicht so leuchten.“ Er kannte so etwas grob, aber es so wie hier zu sehen, war unglaublich und er hatte wirklich Glück gehabt, daß seine Brille nicht ganz zerbrochen war. „Ich muß jetzt aber erstmal meine Blase entleeren ... ich glaube, sie platzt mir sonst gleich.“ Es war doch langsam nötig und er löste die Decke, und blickte zu dem Großen. „Kannst du mir aufhelfen ? ich pisse doch lieber im Stehen.“

"Natürlich ... aber bitte sei mit dem Bein vorsichtig." Dann stand Gideon auf und nahm behutsam die Decke von den Schultern des Giftmagiers, ehe er sich zu ihm neigte und ihn einfach unter den Armen nahm, um sich jetzt aufzurichten. Dann verlagerte er seinen Griff, so daß er seine Rechte um dessen Mitte geschlungen hatte und fragte ihn leise. "Geht es so ? Ich helfe dir, so ist es leichter für dich. Ich hoffe, du bist nicht einer von diesen eitlen Magiern, die unbedingt ein richtiges Klo brauchen ... oder sich schämen ?"

„Was ? Nein, auf keinen Fall. Wir wenigen Giftmagier werden ein wenig anders trainiert als die Windmagier oder andere Magier. Obwohl es ein paar gibt, die ein Bißchen mehr drauf haben.“ Er kannte ein bis zwei und öffnete seine Hose, während er sprach, um sich einen Moment später mit wohligen Seufzen zu erleichtern. „Du bist der Erste seit langem, der sich scheinbar Sorgen um mich macht.“ stellte er fest, und fügte es jetzt noch an.

Währenddessen stützte ihn Gideon und hielt sich so, daß er ihm nicht im Weg war ... doch als Croal seine Sorge ansprach, errötete er tief und zuckte verlegen mit den kräftigen Schultern. "Einer meiner Fehler ... ich bin nicht so abgehärtet wie viele andere Söldner. Meine Freunde ziehen mich deshalb immer ein wenig auf, aber sie meinen es nicht böse. Und hier sind wir völlig allein - die anderen beiden, die mit uns runterfielen, hatte ich getötet. Außerdem bist du verletzt, Croal ... und ... ich glaube nicht, daß ich das hier alleine schaffen würde, ich brauche dich."

Jetzt hob Croal eine Braue und er nutzte doch kurz eine Hausmagie, um sich zu säubern. Sie schien zu funktionieren, auch wenn sie auch anstrengte ... aber es war gerade am Angenehmsten. „Ich denke, hier brauchen wir uns gegenseitig. Du hast mir immerhin das Leben gerettet, sonst hätten mich diese Würmer wohl aufgefressen. Und ich kann mir denken, du bist eher kein Einzelgänger ... ich denke, wir kommen schon klar. Du mußt nur damit leben, daß ich schneller reizbar bin.“ Zumindest da warnte Croal vor, denn er war wirklich grimmig geworden, da er so gut wie immer abgelehnt wurde.

Das ließ Gideon leise schmunzeln und er half dem Schlankeren wieder zurück zu ihrem Ruheplatz, nachdem dieser seine Hose wieder geschlossen hatte. "Dann ist es ja gut, daß ich anspruchslos bin und gut mit allen zurechtkomme. Ich kenne das auch mit dem schnell gereizt sein - einer meiner besten Freunde ist Feuermagier, das ist bei denen normal." Dann half er ihm noch sich wieder hinzusetzen, legte die Decke um Croals Schultern und das verletzte Bein behutsam auf das Polster, ehe er den Wasserschlauch von der Seite nahm und ihm gab. "Du solltest etwas trinken, du brauchst es. Wir müssen nur zusehen, wo wir hier Wasser, Essen und einen Unterschlupf finden - hier wächst nichts, außer die Moose und Flechten auf den Felsen. Aber ein wenig weiter weg in die Richtung habe ich ein stärkeres Leuchten gesehen, das von hohen Pflanzen ausgeht ... oder so etwas ähnlichem. Wir können es in etwa einem halben Tag erreichen ... oder in dem Fall in einer halben Nacht. Wir sollten das auf jeden Fall ausnutzen, daß hier alles in der Nacht so hell leuchtet."

Croal nahm das Wasser und holte auch etwas von dem Fleisch aus dem Beutel, der bei ihm lag, denn sein Magen knurrte so hungrig wie schon lange nicht mehr. Aber er sah auch so gut wie möglich dahin, wo Gideon hinzeigte. Er konnte mit der Brille etwas besser sehen als ohne, aber so weit konnte er leider auch nicht sehen. „Ich denke auch, wir brauchen einen besseren Ort ... und wenn es dort hinten mehr leuchtet, dann müßten da auch mehr der Pflanzen sein. Die Natur hier ist an die Dunkelheit gewöhnt, und daher leuchten die Pflanzen und ich denke, Tiere dann auch. Wo es Moos gibt, ist auch Wasser - auch wenn wir es vielleicht sammeln müssen. Und ich werde hoffentlich fühlen, wenn etwas eßbar ist. Ich merke es jetzt schon, daß dieses Moos hier nicht giftig ist.“ Er aß jetzt seine kleine Ration und die tat ihm gut, denn er fühlte sich gleich viel besser.

Als Gideon sah, daß der Andere trotz seiner Brille scheinbar nicht richtig sehen konnte, seufzte er unhörbar und runzelte die Stirn ... doch dann nickte er und lächelte verlegen. "Na, dann wissen wir wenigstens, daß wir Moos essen können. Schmeckt bestimmt ... hoffe ich jedenfalls. Zum Glück ist die Gegend, die zu dem Leuchten führt, etwas felsiger ... da kommen hoffentlich weniger von diesen verdammten Würmern hin. Aber jetzt ruhst du noch ein wenig, ja ? Und ich auch ... und dann machen wir uns auf den Weg."

„Ja, tun wir ... und ich werde noch ein paar der Kräuter nehmen, die ich in meinem Beutel habe. Sie helfen, daß sich das Bein nicht doch noch entzündet, und nehmen auch gleich die Schmerzen. Jetzt versuche ich kein weiteres Heilen, sonst bin ich wieder zu geschwächt.“ Letzteres ärgerte ihn und das sah man Croal auch an - denn seine Augen glommen kurz heller auf.

Etwas, das Gideon fasziniert beobachtete. Denn das Giftgrün der Augen Croals war sehr, sehr selten ... und wenn er sich richtig erinnerte, besaßen es nur die Giftmagier. Doch dann lächelte der große Braunhaarige wieder, als er noch kurz nickte. "Aber paß auf wegen den Beuteln - ich denke, diese Zauber funktionieren auch nicht mehr richtig. Hier geht nur die einfachste Magie irgendwie ... und es strengt extrem an." Als er endete, nahm Gideon sich selbst noch etwas Schinken und Brot aus einem der Vorratsbeutel der Toten, ehe er ihn wieder in dessen Reisebeutel steckte. "Und ich muß mir was überlegen, wie ich all das besser tragen kann ... hmmmmm ..." Eines der dünneren Leder, die man als Zeltplane nutzen konnte war perfekt und so nahm er sie, rollte sie aus und legte alle Reisebeutel rein, band das Bündel oben mit einem Lederriemen zu und schnürte ihn so, daß er ihn kreuzweise und locker darüberlegte und den großen Beutel wie einen Rucksack tragen konnte.

Croal beobachtete ihn dabei und nickte sacht. Er hatte da auch einen Überblick, was sie hatten, und sein Bogen war nicht mit dabei ... denn er erinnerte sich, daß der wohl auch zerbrochen war. Das belastete ihn sehr, denn irgendwie war alles, was ihm gehörte, zerbrochen. „Seltsam - alles von mir ist hier zerbrochen. Nur mein Dolch, das ging nicht - aber sonst mein Bogen, meine Brille und mein Bein.“ Es war wirklich schräg und er schnaufte leise.

"Und das war meine Schuld, Croal. Du bist vor meinem Angriff zurückgewichen, deshalb bist du so mies gefallen - ich denke nicht, daß es sonst so passiert wäre. Und ich war in Kampfstellung, deshalb kam ich richtig auf. Aber das ist jetzt nicht so schlimm, okay ? Ich werde dir wieder einen Bogen machen, dein Bein wird heilen und vielleicht können wir ja auch was wegen deiner Brille machen. Und du hast mich auch noch, ja ? Ich kann gut sehen und bin stark genug, um dich zu tragen." Als Gideon den säuerlichen Blick des Anderen sah, schmunzelte er kurz und zuckte mit den breiten Schultern. "Ich sehe dir deutlich an, wie wenig es dir schmeckt, daß du dir helfen lassen mußt - aber ich bin nicht so wie viele, daß ich dann was von dir erwarte, ich helfe gern. Und unverbindlich."

Croal schnaufte leise und knuffte den Größeren einfach in die Rippen. „Unsinn ! Du bist nicht schuld, diese bescheuerten Risse sind Schuld gewesen. Sie haben mich so geblendet, daß ich nichts mehr sehen konnte, sonst hätte ich dich mit Gift versorgt. Wir waren im Kampf, diese beschissenen Risse kamen viel zu spontan !“ Jetzt hatte er seinem Ärger doch etwas Luft gemacht, und atmete tief durch. „Ich bin wegen meiner Magie ein Einzelgänger geworden, auch wenn es im Grunde nicht nötig ist. Wir Giftmagier werden irgendwie immer gefürchtet, dabei haben wir die Giftmagie sehr gut unter Kontrolle.“ Jetzt knuffte er Gideon etwas sanfter und lächelte auch einen Moment. „So, jetzt fertigessen, ruhen und dann ziehen wir los.“

Die starken Muskeln Gideons steckten das Knuffen gut weg, doch er lächelte und nickte, nachdem Croal geendet hatte. "Gute Idee. Und ja, die Meisten meiden euch ... ist ja klar, wenn schon eine Berührung töten kann oder man nicht mal das braucht, da ihr auch Giftwolken ausstoßen könnt. Ich habe Glück - ich komme aus einer Gegend, in der es viele Schlangen und Giftpflanzen gibt, deshalb habe ich eine ganz gute Resistenz. Und das Lächeln steht dir besser als das Knurrige, Croal ... wenn du nicht aufpaßt, bleibt es dir noch, hm ?" Bei dem Letzteren grinste Gideon wieder, denn es war schön, daß Croal nicht mehr so ernst war.

Gideon bekam nun einen kräftigeren Knuff und Croal versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. „Mal kucken, und jetzt ausruhen.“ Er konnte das noch nicht so zugeben - aber irgendwie mochte er den sanften Riesen, denn der hatte keine Angst vor ihm und war zum Teil bei bestimmten Giften immuner.

"Gerne." Als er endete, aß der große Braunhaarige noch das letzte Stückchen Schinken, ehe er die Decke wieder um die Schultern des Verletzten und seine Linke um ihn legte. Die Rechte hatte Gideon um den Griff seiner Kampfaxt und schloß dann die Augen, um fast sofort in einen leichten Wachschlaf zu fallen, da er auf sie beide aufpassen mußte. Doch er vertraute Croal ... denn sie waren auf einander angewiesen, und gerade der Giftmagier durch seine Verletzung noch ein wenig mehr.

Croal wußte, daß sie ruhen mußten, und hatte es ja selbst von Gideon gefordert. Er selbst tat sich ein wenig schwer, gab dann aber doch nach ... denn die Wärme des Großen und dessen Nähe fühlte sich erstaunlich gut an und beruhigten ihn. Das tat es auch so sehr, daß er seiner Schwäche noch nachgab und etwas tiefer einschlief, da sein Körper sich noch immer erholen mußte. Gideon würde ihn wecken, wenn Gefahr oder es Zeit war, um aufzubrechen.

 

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