“Autumn Blood” Prolog
(+ Leseprobe “Chronik eines Vergessenen” 1)
Prolog
Als das Auto mit dem Coach und ihrer Klassenlehrerin wegfuhr seufzte Kyle leise, während die Footballer und die Cheerleader in ihrer Klasse laut jubelten und schon die ersten Bierflaschen öffneten, die ihnen der Coach dagelassen hatte. Ein kurzer Blick zeigte dem riesigen Schwarzhaarigen, daß die anderen Nerds und Außenseiter sich gleich in das andere, mehrstöckige Blockhaus absetzten, um für sich zu sein.
Dies war ihr Abschlußjahr an der Highschool - doch nach nur zwei Wochen gab es einen enormen Wasserschaden und nach einer kurzen Besprechung der Lehrer mit den Eltern kamen diese überein, daß die Schüler an verschiedene Pfadfinderlager oder ähnliche Einrichtungen verteilt würden, und dann in den Herbstferien die verlorenen Tage nachholen mußten.
Deshalb war die Abschlußklasse nun hier an dem kleinen See in den Bergwäldern in der Nähe ihrer kleinen Stadt ... und da in ihrer Klasse die meisten Footballer waren, hatte der Coach bestimmt, daß diese in dem Blockhaus mit den größeren Betten schliefen. Die meisten von ihnen hatten Cheerleaderinnen als Freundin und die Klassenlehrerin erlaubte, daß die Pärchen zusammensein durften ... und die übrigen Schüler schliefen in dem anderen Blockhaus.
Da es die Nerds und Außenseiter waren, war es dem Coach und der Klassenlehrerin nur recht - denn so gab es eigentlich keinen Ärger und nachdem sie Bier, Kondome und Knabberzeug hiergelassen hatten, setzten die beiden sich in die nahe Kleinstadt ab, um eine heiße Nacht zu verbringen. Ein Arrangement, daß eigentlich allen recht war: Die Footballer konnten mit ihren Freundinnen feiern, die Anderen beschäfttigten sich im anderen Blockhaus und störten sich nicht daran, und die beiden Lehrer hatten Zeit für sich.
Nur Kyle hatte dabei das Nachsehen - denn der scheue Schüler, der für sein Leben gerne lernte, konnte wegen seiner Kraft und Größe nur in einem Bett des Blockhauses übernachten, in dem auch die Footballer untergebracht waren. Und diese hänselten und mobbten ihn unentwegt, da er trotz seiner offensichtlichen körperlichen Begabung wegen seiner fehlende Aggression absolut nicht für Football geeignet war.
Eneut leise seufzend, drehte der junge Schwarzhaarige sich um und verschwand leise im Unterholz, um ein wenig in den Wald zu wandern und alleine zu sein. Hier fühlte er sich mehr als nur wohl - denn in Kyles Familie arbeiteten fast alle Männer als Holzarbeiter, und auch er hatte schon einige Jahre ausgeholfen, so daß er trotz der hereinbrechenden Dunkelheit keine Schwierigkeiten hatte sich zurechtzufinden.
Ihm folgte das Johlen der Footballer und das hohe Kichern der Cheerleader ... und die tiefe Stimme des jungen Quarterbacks, der sie kurz zurechtwies. Für einen Moment hielt Kyle inne und genoß es, ihn zu hören ... denn er stand insgeheim auf den schlanken doch durchtrainierten Asiatenmischling, der sich seine Position als Quarterback und Captain nicht nur hart erkämpft, sondern auch wohlverdient hatte.
Natürlich wußte Niemand, daß Kyle ihn mochte - denn einerseits war Jake schon mit einigen der Cheerleaderinnen zusammengewesen, und andererseits wurde Kyle schon genug gehänselt und sagte keinem, daß er schwul war. Also schwärmte er nur heimlich und ging wieder weiter, denn Kyle kannte diese Wälder und wußte, daß nicht weit von hier eine schöne, fast versteckte Lichtung war, in der er die aufkommende Finsternis der drei Monde gut sehen konnte.
Jake seufzte innerlich, denn die Anderen nervten mit ihrem Verhalten. Sie hörten jetzt zwar auf ihn, aber sie würden sich wohl nie ändern. Er selbst hatte sich rasch durch seine Sportlichkeit und durch seine schroffe Art Respekt verschafft. Trotzdem war Jake froh, wenn der Abschluß durch war und er dann bei seinem Großvater ausziehen konnte. Aber jetzt wurde er schon wieder abgelenkt, weil ihm ein Bier gereicht wurde. ... er nippte aber nur daran, denn er war ungern betrunken.
"Ach komm, Jake ... wieso so grießgrämig ? Besser hätte es doch nicht laufen können, oder ? Bezahlter Urlaub, auch wenn wir zwischendurch mit dem Coach trainieren müssen. Aber wenn wir Glück haben, wird die heiße Ms. Ryner ihn so gut beschäftigen, daß er gar nicht daran denkt - und wir können uns richtig gehenlassen und die Cheers durchvögeln !"
BL grinste, als er Jake auf die Schulter klopfte ... auch wenn der Asiatenmischling um einiges schlanker war als er, hielt er viel aus, und gerade diese Härte bewunderte der größere Footballer an ihrem Quarterback.
„Bäh, ich will an die zwei gar nicht denken, da wird einem ja übel.“
Allein daß BL über den Trainer sprach, wie der mit der Lehrerin Sex hatte, war einfach nur eklig.
„Ich hoffe auch, daß sie ne Weile wegbleiben - allein daß sie das Knutschen nicht unterdrückten, war schon eklig.“
Auf die Cheers hier wollte er noch nicht eingehen, denn er hoffte, daß sie ihn nicht gleich wieder anflirteten. Jake war bi ... aber fühlte sich deutlich mehr zu Männern hingezogen, auch wenn das hier keiner wußte. Als sich Jake sichtbar ekelte, lachte BL und klopfte ihm wieder auf die Schulter, ehe er einen Schluck seines eigenen Biers nahm und kurz grinste.
"Du bist wirklich lustig, wie du dich schüttelst, Jake. Komm doch rüber, hm ? Irwin macht ein Lagerfeuer und sowohl Fanny wie auch Babs würden dich zu gern verschlingen. Sie warten nur drauf, daß du rüberkommst, und beißen alle anderen Kerle weg."
Jetzt unterdrückte Jake ein deutlicheres Schaudern, aber innerlich fühlte er es.
„Ich hab jetzt noch keinen Bock - ich warte noch ein Bißchen, und einige Bierchen mehr, usw.“
Denn dann waren die Zicken so betrunken, daß sie sich von den Anderen abschleppen ließen. Und dann waren alle so betrunken, daß keiner mitbekam, wenn er sich ein wenig verdrückte.
"Spielverderber ... aber ich kanns verstehen, du bist der Captain und der Coach verläßt sich auf dich. Also bis später - ich trinke auch nicht so viel, dann können wir die Bierleichen ins Haus schaffen."
Mit den Worten verabschiedete sich der blonde Footballer und winkte noch, ehe er sich zu den Anderen setzte und mit ihnen scherzte und lachte. Sie alle waren es gewöhnt, daß Jake eher alleine bleiben wollte und nahmen es ihm nicht übel ... denn sie konnten sich alle auf ihn verlassen, und mochten ihn.
Daher ließen sie auch in Ruhe, wenn er es wollte ... und er nahm sich jetzt sein angefangenes Bier mit und einen kleinen Snack, bevor er sich etwas abseits hinsetzte. Eigentlich überlegte Jake, ob er doch Kyle folgte ... aber das ließ er lieber sein, da ein paar der Mädels ihm sicher noch nachliefen. Also blieb er sitzen wo er jetzt war, und lehnte sich an den Baum.
„Ein Fluch, daß man sich so verstellen muß und nicht so leben kann, wie man mag ...“ murmelte er leise ... denn wäre es anders, hätte er sich sicher schon an Kyle herangewagt, denn er war genau sein Typ, aber nur körperlich.
Davon ahnte Kyle aber nichts, als er weiterwanderte und schließlich mit einem tiefen Lächeln auf der Lichtung stehenblieb, zu der er wollte. Hier hatte er einen wundervollen Blick auf die drei Monde, die schon fast hintereinander lagen und sich in dem tiefen Rot der Finsternis färbten. Es war ein wunderschöner Anblick und der große Schwarzhaarige lächelte erneut, als er sich auf einen großen Findling setzte und tief einatmete.
Er konnte noch immer das Johlen und Lachen der Footballer hören und dazwischen die Stimme Jakes, der sie zurechtwies ... und das wiederum ließ ihn sanft auflächeln, da er diese Stimme und auch die Bestimmtheit des Quarterbacks mochte. Die Footballer hatten sicherlich eine sehr schöne Zeit - und ein wenig neidete Kyle ihnen die Fröhlichkeit und Unbeschwertheit, auch wenn er es ihnen gönnte.
Daß die Monde sich trafen, beobachtete auch Jake ... und auch deswegen hatte er sich etwas abseits hingesetzt. Es war seltener und er bewunderte so etwas, denn die Ahnen seiner Familie sahen in so etwas immer Prophezeiungen. Jake bemerkte aber nicht, daß vier des Teams sich absetzten - denn sie waren jetzt schon angetrunken, weil sie Schnaps ins Bier gemischt hatten.
„Kommt - wir schnappen uns Kyle und füllen ihn ab, ob er will oder nicht.“
Die anderen drei großen Blocker lachten nur dreckig und nickten, nahmen die Wodka- und Whiskey-Flaschen und folgten ihrem Freund in das Dickicht des Waldes. Da sie schon angetrunken waren, stolperten sie öfters und einer von ihnen schaltete die Taschenlampe an seinem Handy an, damit sie es etwas leichter hatten.
Währenddessen genoß Kyle die Ruhe und schloß seine Augen, um tief einzuatmen ... doch er stockte, als er etwas völlig unerwartetes hörte. Es war das unverkennbare Geräusch einer Fledermaus, die ihre Rufe zur Orientierung ausstieß - und das wiederum war so ungewöhnlich hier in den Wäldern, daß der große Schwarzhaarige die Stirn runzelte.
Er wußte von seiner Familie, daß es in den Wäldern hier keine Fledermäuse gab sondern erst in den Höhlen der Berge, die aber noch einige Stunden entfernt waren ... und so stand Kyle langsam auf und horchte, ehe er tief erschrak, als etwas Kleines an seinem Hals landete und ihn dann biß.
Noch im gleichen Moment durchzuckte ihn ein heftiger Schmerz, der noch schlimmer wurde, als das Licht der nun völlig roten Monde auf ihn schien - und er brauchte einige Herzschläge, ehe er die Fledermaus packte und von seinem Hals riß, sie von sich schleuderte und in die Knie brach.
Inzwischen schien sein Körper förmlich zu brennen und Kyle riß sich instinktiv das Shirt vom Körper, warf den Kopf in den Nacken und brüllte laut auf, während er seine Finger nun in die Erde neben sich grub und förmlich von dem Schmerz versengt wurde. In dem Moment kamen die Anderen an und lachten laut auf.
„Na, willst du einen Werwolf spielen ?!“
Jake hörte das laute Brüllen und war den Anderen zuvor gefolgt ... denn er hatte gemerkt, daß sie gingen und er ahnte, was sie vorhatten. Aber das Brüllen jetzt war nicht normal - es kam eindeutig von Kyle und es war keine Angst, es klang irgendwie nach Schmerz. Daß die Stimme noch tiefer wurde, war irgendwie gruselig und Jake beeilte sich, um dorthinzukommen.
„Verdammt, was geht da ab ?“
Das dachten sich auch die Footballer, die bei dem Anblick schlagartig nüchtern wurden. Denn auch wenn die Bemerkung des einen Blockers ein Witz gewesen war, schauderten sie und wichen zurück als sie sahen, wie in dem beim Brüllen weit geöffneten Mund Kyles plötzlich lange Reißzähne wuchsen ... und als dieser seine Hände wieder aus der Erde löste, sahen sie lange, sichtbar scharfe Krallen an seinen Fingerspitzen.
Kyle hingegen wurde nur langsam leiser und knurrte so tief, daß man es kaum hörte ... der Schmerz in seinem Körper versiegte nur sehr langsam, doch dafür erwachte etwas, das viel schlimmer für ihn war: Ein tief brennender und schmerzender Durst. Und mit jedem Herzschlag und Atemzug wurde ihm klarer, daß das, wonach er solchen Durst verspürte in den Footballern war, die auf der Lichtung standen.
Es war nicht der Alkohol, den er mehr als nur scharf riechen konnte - es war der Herzschlag, den er hörte und das schnelle Rauschen des Blutes ... und Kyle stand langsam auf, drehte sich zu den vier Footballern und fletschte hungrig seine langen Fänge.
Dann griff er übergangslos an - und das so schnell, daß die Blocker nicht ausweichen konnten und der eine schrie gurgelnd auf, als Kyle ihm die Krallen tief in die Brust und danach durch die Kehle zog, nicht mehr auf den Sterbenden achtete und sich den Nächsten packte, ihm in die linke Halsseite biß und dabei das Fleisch herausriß, und ihn dann ebenfalls fallen ließ.
Die verbliebenen beiden Footballer zitterten und schrien auf, als der Schwarzhaarige sie griff und zu sich zog - und der eine verstummte ebenfalls gurgelnd, als Kyle auch ihn in den Hals biß und nun dessen Blut trank, während er den Anderen in einem unbrechbaren Griff an der Kehle gepackt hielt.
Jake hatte sich beeilt und stand am Rand der Lichtung. Er sah genau zu und eigentlich sollte er flüchten - aber er konnte sich irgendwie nicht mehr bewegen, obwohl er immer der Schnellste war und mit einigen Läufern aus dem Läuferteam der Schule mithalten konnte. Jakes Beine waren jetzt einfach wie festgewurzelt - und er sah mit heftig schlagenden Herz zu, wie Kyle die Anderen zerfleischte und deren Blut trank.
Denn nur das schien den immensen Durst und das Flammen in Kyle zu löschen und als schließlich der Letzte tot war, ließ ihn der große Schwarzhaarige fallen und wandte sich dem Herzschlag am Rand der Lichtung zu. Noch im gleichen Moment reagierte sein Körper; er lief mit unmenschlicher Schnelligkeit über die Lichtung und packte Jake, um ihn mit dem Rücken an einen Baum zu schlagen.
Dann umfaßte er je ein Handgelenk mit seinen Händen und drückte sie an den Baum, preßte sich gegen ihn und erstarrte. Fast sofort überschwemmten unzählige Eindrücke den vormals so sanften, jungen Mann ... denn er roch nicht nur leichte Angst, sondern auch ebenso leichte Wut und etwas, das er niemals erwartet, sondern immer nur erhofft hatte.
Kyle war noch immer keines klaren Gedankens fähig ... doch sein Knurren wurde tiefer und weicher und er neigte den Kopf zu der herzseitigen Halsschlagader, roch tief daran und ließ für einen Moment seine langen, scharfen Reißzähne über dessen warme Haut gleiten.
Das Ganze ging so schnell, daß. Jake absolut nicht reagieren konnte und er brauchte einen Moment, um wieder Luft zu bekommen, da der Aufprall an dem Baum ihm den Atem aus der Lunge gedrückt hatte. Eigentlich dachte Jake, daß er ebenso getötet wurde - aber als er den Atem und die Reißzähne an seinem Hals fühlte, schauderte er kurz und öffnete seine Augen.
Der Anblick von Kyle erschreckte ihn irgendwie jetzt schon nicht mehr, er war eher fasziniert ... Nein, er fühlte sich wirklich zu ihm hingezogen, wegen dessen Wildheit. Etwas, das Kyle unmißverständlich spüren konnte - denn die Männlichkeit des Schlankeren erstarkte an seinen Hüften und die nun viel feineren Sinne Kyles rochen die mit jedem Herzschlag stärker werdende Erregung Jakes.
Er selbst wurde ebenfalls erregt und knurrte wieder weich, preßte sich noch enger an den Quarterback und küßte ihn mit all der Wut in sich, die sich innerhalb dieser wenigen Herzschläge in tiefe Leidenschaft gewandelt hatte. Die harten Lippen Jakes fühlten sich einfach nur herrlich an ... und als sie sich bei einem Keuchen öffneten, drang Kyle sofort mit seiner Zunge ein und stöhnte dunkel auf, da seine langen Reißzähne sowohl seine Zunge wie auch die Lippen Jakes leicht einrissen.
Das hervortretende Blut von ihnen mischte sich und versüßte diesen Kuß, so daß sich der Griff des Gewandelten langsam lockerte, und er die Linke langsam über die Seite des Schlankeren nach unten gleiten ließ. Jake war trotz dem, was eben passiert war wie berauscht von Kyle ... und der leicht blutige Kuß ließ ihn aufstöhnen.
Er wollte aber weiterküssen, und so faßte er in dessen Nacken und vertiefte den Kuß, und seine Hüfte drängte sich an dessen. Und das wiederum ließ den Größeren erneut dunkel aufstöhnen, da nun ihre beiden Lenden aneinanderdrängten. Der Griff in seinem Nacken war nicht dominant oder schmerzhaft, sondern leidenschaftlich ... und es sprach die Instinkte Kyles an, so daß er noch heißer wurde und den Zungenkuß mehr als nur auskostete.
Doch dann löste er sich und knurrte weich, schob die knielange Short samt dem Slip mit der freien Linken von der Hüfte Jakes und umfaßte kurz dessen Härte, ehe er sich völlig von ihm löste und einen Schritt zurücktrat. Kyle wollte Jake - doch er konnte jetzt nicht reden und wußte nur instinktiv, daß sie sich dafür ausziehen mußten, und er ihre Kleidung nicht zerreißen durfte.
Auch wenn sein eigener Kopf nicht mehr ganz klar war wußte Jake auch, daß ihre Kleidung lieber nicht zerfetzt wurde. Also schlüpfte er schnell aus seinen Sachen und öffnete dann die Hose von Kyle, der seinen Gürtel geöffnet hatte. Es wollte ihn unbedingt in sich fühlen und atmete tief ein, als er dessen Erregung sah, nachdem er die Hose ein wenig heruntergeschoben hatte.
Währenddessen war Kyle aus seinen Turnschuhen geschlüpft und da er keine Socken anhatte, konne er nun völlig aus seiner Hose und dem Slip steigen. Dabei betrachtete er den schlankeren Mischling und als dieser sich ebenfalls ausgezogen hatte, hielt sich Kyle nicht mehr zurück und zog ihn an sich, küßte ihn erneut und hielt sich nurmehr mit Mühe zurück.
Erst nach einigen Minuten löste Kyle den Kuß und blickte sich kurz um, ehe er Jake einfach an den Hüften hochhob, an sich preßte und zu dem Findling ging. Dort setzte er sich hin und hielt den Schlankeren noch immer an sich, auch wenn er den Griff nun änderte, mit dem linken Arm dessen Taille umfaßte und die Finger der Rechten über dessen Hintern gleiten ließ.
Kyle schien noch mehr Kraft bekommen zu haben, denn er konnte Jake mit Leichtigkeit heben ... und dieser schlang wieder seine Arme um den Nacken des Größeren und seine Beine um dessen Hüfte, um sich festzuhalten. Als ein Finger in ihn drang, stöhnte der Grünäugige auf und sein Griff wurde kurz fester ... aber er entspannte sich sofort, legte seinen Kopf in den Nacken und machte so unbewußt seinen Hals für Küssen und Knabbern frei.
Das Ganze hier ließ ihn nicht daran denken, was passiert war - er konnte Kyle jetzt einfach nicht widerstehen. So wie auch der größere Schwarzhaarige nicht nachdachte, sondern sich völlig von seinen Instinkten leiten ließ. Er bemerkte gar nicht, daß er sich die Krallen seines Zeige- und Mittelfingers wieder wegformte ... ehe er mit den anderen Krallen seine Handfläche aufriß, die beiden krallenlosen Finger anfeuchtete, und so besser in den Schlankeren eindringen und ihn weiten konnte.
Dabei knabberte Kyle immer wieder am Hals Jakes und genoß die feinen Tropfen des so süßen Blutes und den herrlichen Geruch der warmen Haut, ehe er seine Hand erneut aufriß und seine eigene Härte anfeuchtete. Er konnte einfach nicht mehr warten und drang in Jake ein - und verhielt erst, als er völlig in ihn gebettet war, erschauerte tief bei dem Gefühl und atmete schwer an der Schlagader des Quarterbacks.
Beim Eindringen krallte Jake sich unbewußt im Rücken von Kyle fest und stöhnte dunkler auf. Jener war wirklich stattlich und es war gut, daß Jake schon öfter mit größeren Männern Sex gehabt hatte - denn er besaß eine Vorliebe dafür, die er bisher aber geheim hielt. Daran dachte er jetzt aber nicht und war rasch bereit, denn sein ganzer Körper war wie aufgeheizt und er biß nun in den Hals des Größeren.
Erst jetzt machte sich bemerkbar, daß auch er Fangzähne bekommen hatte. Sie waren zwar nicht so groß wie die Kyles, doch sie fühlten sich herrlich für ihn an und er knurrte weich, biß seinerseits sanft zu und begann damit, in Jake zu stoßen.
Das Brennen in Kyles Körper war inzwischen fast völlig versiegt und er genoß unbewußt den Rausch an Glücks- und Lusthormonen, die ihn überschwemmten, während alle seine nun schärferen Sinne auf Jake gerichtet waren. Kyle konnte dessen Herzschlag und das Rauschen des Blutes hören, ebenso wie dessen höchst erregte und genießende Laute ... und da Kyle immer wieder an den Lustpunkt des Schlankeren kam dauerte es nicht lange, bis dieser kurz vor seinem Kommen stand.
Etwas, das der Größere an Jakes Stöhnen hörte, an der herrlich duftenden Haut roch und in desem Blut schmeckte, das noch immer wundervoll süß auf seine Zunge perlte. Also hielt Kyle sich nicht mehr zurück und ließ sich gehen, verströmte sich in den schlankeren Quarterback und keuchte schwer, als er ihn eng an sich preßte und einfach nur genoß.
Und das war auch der Moment, in dem Jake kam. Er hatte sein Kommen so lang wie möglich herauszögern können und schrie nun doch auf, als er sich gleich nach Kyle gehenließ. Erst nach wenigen Herzschlägen entspannte er sich und genoß es, daß der Größere ihn so gut festhielt.
Sie brauchten beide noch etwas Zeit, um wieder klar denken zu können ... denn erst jetzt begriff Jake, was hier auf der Lichtung passiert war. Bis jetzt waren die starken Beine Jakes um die Hüften des Größeren geschlungen gewesen ... und als sich diese jetzt lockerten lächelte Kyle, richtete sich mit dem Schlankeren in seinen Armen auf und drehte sich, so daß sie sich auf die flache Oberseite des Findlings legen und er Jake noch immer an seinem Körper halten konnte.
Auch Kyle wurde langsam ruhiger und küßte ihn noch einmal satt, ehe er in die dunkelgrünen Augen des schlankeren Asiatenmischlings blickte und weich zu ihm grollte. Der große Braunäugige erinnerte sich nun ebenfalls langsam an das, was seit dem Biß der kleinen Fledermaus passiert war ... auch wenn es wie in weichen Nebel gehüllt und undeutlich schien.
Doch noch mehr als das beschäftigte ihn Jake - und Kyle wußte tief in seinem Inneren daß auch dieser nun anders war, auch wenn sie noch herausfinden mußten, was genau sich bei ihnen verändert hatte. Dieser Moment war allerdings zu kostbar um ihn nicht auszukosten ... und so küßte Kyle ihn noch einmal sanft, ließ die Finger der Rechten über Jakes Nacken gleiten und hielt ihn mit der Linken an sich, während sie noch immer zusammen lagen.
Prolog Ende
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(Die weiteren Teile der Story könnt ihr dann auf der Homepage lesen:
http://palastdersehnsuechte.blackboltsdungeon.de/
oder der Direktlink:
http://palastdersehnsuechte.blackboltsdungeon.de/Blutpalast/Storys1/AutumnBlood/autumnblood.html
:)...)
Und hier eine Leseprobe unserer Vampirchronik der Vampirwelt Surar - erhältlich in unserem Shop:
http://blackboltsshop.blackboltsdungeon.de/
"Die Chronik eines Vergessenen ....” Band 1
von BlackBolt und Marlene "Goody" Ziegler
~+~ = kurzer Zeitsprung in der Gegenwart
~~~+~~~ = langer Zeitsprung in der Gegenwart
~~~oOo~~~ = kurzer Zeitsprung in der Vergangenheit
~~~oOo~~~oOo~~~ = langer Zeitsprung in der Vergangenheit
#.....# = offenes Senden von Gedanken, die Vampire, Werwesen und höhere Wesen empfangen.
##......## = geschlossenes Senden von Gedanken, kann nur von den Vampiren/Werwesen und höheren Wesen empfangen werden, an die es gerichtet ist
Glossar:
Die Welt Surar ist ein erdähnlicher Planet mit etwa dreifach größeren Schwerkraft, einer Sonne und und drei Monden. Die Kontinente und auch viele geschichtliche Entwicklungen, Sitten und Ansichten gleichen in etwa unserer Erde, auch technisch herrscht etwa das gleiche Niveau. Diese Story spielt in der Gegenwart, die unserer fast gleicht, und der Vergangenheit, die einige Unterschiede aufweisen kann.
Es gibt auf Surar allerdings Engel und Dämonen (die auch die Rollen von Gott und dem Teufel übernehmen), Werwesen, Vampire und andere besondere Wesen. Surar besitzt Naturmagie - die Schamanen können sie nutzen und es gibt auch daraus resultierende schwächere Magie, die von weißen und schwarzen Magiern benutzt wird.
Zeitlinie der Chronik:
2.700 v. Chr.: Seth wurde geboren
1.300 v. Chr.: Amagbela und Amagdari wurden geboren
1.150 v. Chr.: Temau wurde geboren
500 v. Chr.: Afar wurde geboren
484 v. Chr.: Herour
482 v. Chr.: Afars Wandlung
481 v. Chr.: Antonius
480 v. Chr.: Iolaos
465 v. Chr.: Phönizier/Dionus
458 v. Chr.: Akrim
434 v. Chr.: Afar wurde an einen anderen gallischen Häuptling verkauft
Zeitsprung: Afar wurde an verschiedene Gallier verkauft
340 v. Chr.: Berchtram
331 v. Chr.: Diether
223 v. Chr.: Afar wurde an einen anderen gotischen Häuptling verkauft
Zeitsprung: Afar wurde an verschiedene Kelten verkauft
109 v. Chr.: Kian, der Bär
70 v. Chr.: Afar wurde an verschiedene Kelten verkauft
60 v. Chr.: Kosmas
53 v. Chr.: Achaz
52 v. Chr.: Nikodemos
Zeitsprung: Afar wurde an verschiedene Perser verkauft
07 v. Chr.: Abdulla
längerer Zeitsprung (wird in Band 6 erzählt)
500 n. Chr.: Afar wurde von Amagdari entdeckt und eingemauert
550 n. Chr.: Amagdari wurde bei einem Aufstand ihrer Sklaven getötet
555 n. Chr.: Seth verschwand spurlos
Wichtige Geburts-/Wandlungsdaten, Sonstiges:
längerer Zeitsprung
1433 n. Chr.: Cina wurde geboren
1451 n. Chr.: Cinas Wandlung
1564 n. Chr.: la neige la nui (-> Neige) wurde geboren
1749 n. Chr.: Luel wurde geboren
1770 n. Chr.: Luel wurde gebissen
1903 n. Chr.: Marik wurde geboren
1921 n. Chr.: Mariks Wandlung
1953 n. Chr.: Angel/Z14 wurde geboren
1971 n. Chr.: Angels/Z14 Wandlung
1978 n. Chr.: Sheldan wurde geboren
1984 n. Chr.: Sui wurde geboren
1985 n. Chr.: Abir wurde geboren
1986 n. Chr.: Eryn und Mitch wurden geboren
1988 n. Chr.: Arn wurde geboren
1992 n. Chr.: Sheldan begann seine Ausbildung als Jäger
2003 n. Chr.: Neige lernt Sui kennen
2004 n. Chr.: Abir wurde gebissen
2004 n. Chr.: Eryns und Mitchs Wandlung
Beginn des neuen Vampir-Zeitalters:
2005 - .... n. Chr.:
Sheldan findet Afar. Afar tötet die verdorbenen Gebissenen in Kairo und die verdorbenen Geborenen/Gebissenen in Rom. Sheldan findet seinen Halbbruder Arn in Rom. Cina, Suchar und Neige verändern Sheldan und Arn. Sheldan und Arn treten der Roten Garde bei, Afar begleitet sie. Sie befreien Angel von den Blauen Jägern. Luel und Cina kommen und geben Angel seine Schwingen zurück.
Chara-Liste der Chronik:
Die Vampire:
.: Afar: Gefährte von Sheldan, Sohn von Seth und Amagdari
.: Seth: Gefährte von Dark, erster aller Vampire, Vater von Afar und ehemaliger Gefährte von Amagbela, Gefährte/Ziehvater von Angel
.: Marik: Gefährte von Abir, Enkel von Amagbela
.: Abir: Gefährte von Marik, gebissener Vampir
.: Amagdari: Mutter von Afar, Zwillingsschwester von Amagbela, tot
.: Amagbela: Ehemalige Gefährtin von Seth, Zwillingsschwester von Amagdari
.: Cina: Gefährte von Luel, Sohn von Seth
.: Luel: Gefährte von Cina, gebissener Vampir
.: Mitch: Gefährte von Eryn
.: Eryn: Gefährte von Mitch
.: Angel: "Adoptivsohn" Afars, Gefährte und Schützling von Seth
Die Rote Garde:
.: Suchar: Gefährte von Miguel, höheres Wesen
.: Miguel: Gefährte von Suchar, verändert
.: Sheldan: Gefährte von Afar, Halbbruder Arns, verändert
.: Arn: Gefährte von David, Halbbruder Sheldans, verändert
.: David: Gefährte von Arn, verändert
.: Frank: Gefährte von Rod, verändert
.: Rod: Gefährte von Frank, verändert
.: Sawyer: Gefährte von Patriccio, verändert, mental begabt
.: Patriccio: Gefährte von Sawyer, verändert
.: Shay: Gefährte von Albert, verändert
.: Albert: Gefährte von Shay, verändert, Priester der Garde, Nachfahre Suchars
.: Andy: Gefährte von Nick, verändert
.: Nick: Gefährte von Andy, genverändert, Children
.: Jimmy: Gefährte von Haw, verändert
.: Hawk: Gefährte von Jimmy, genverändert, Children
Die Blauen Jäger
.: St. Burkhardt: Oberhaupt/Meister der Jägerin New York
.: St. Cajetan: Forschungsoffizier in New York
.: St. Martino: Oberhaupt/Meister der Jäger in Rom
.: Richard: Rekrut in New York
Höhere Wesen/Werwesen
.: Faron: Gott, Gefährte von Conneghan
.: Conneghan: Gefährte von Faron, höheres Wesen
.: Neige (la neige de la nuit): Höchster Werwesen-Schamane (Werpanther/ Werrabe-Mischling)
.: Fais: Gefährte von Jameel, Werwolf (geboren)
.: Jameel: Gefährte von Fais, Werwolf (gebissen)
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Kapitel 1
Langsam aber sicher gingen fast alle aus der alten New Yorker Bibliothek, einzig ein paar gestresste Studenten, die sich hinter Bücherstapeln verbarrikadiert hatten, waren noch da und ein etwas grimmiger, blonder Mann, der sich durch die Haare raufte, als wäre er einer der Studenten.
‚Es muss doch einen Hinweis geben.... Ich hab doch alles, nur dieses eine Puzzelstück fehlt noch, um ihn zu finden.'
Er ging in Gedanken noch einmal alles durch, trank dabei einen starken Kaffee und stellte den Pappbecher dann seufzend wieder auf das Lesepult.
“Verdammt !” fluchte Sheldan leise und erhob sich.
Er hatte etwas übersehen und es konnte nur etwas Kleines sein, worauf man aber wie immer nicht kam, wenn man es brauchte. Leise erhob er sich und ging noch einmal durch die Reihen der Bücher. Er hatte etwas übersehen, klein aber entscheidend, und er musste es finden, auch wenn es noch die ganze Nacht oder Tage dauerte. Er wäre nicht Sheldan, wenn er es nicht finden würde und es wurmte ihn, daß dieses eine winzige, aber entscheidende Teil des Puzzles fehlte, an dem er nebenher schon zwei Jahre arbeitete und es Stück für Stück, seit er das erste Mal von einer Legende gehört hatte, zusammensetzte.
In einer schattigen Ecke der Bibliothek saß Neige und schmunzelte lautlos, als er die Ungeduld des jungen Forschers fühlen konnte. Der junge Schamane erhob sich erst, als Sheldan aus dem Raum gegangen war, um sich im Gang einen frischen Kaffee zu holen – langsam und unauffällig ging er zwischen den Reihen der Lesepulte hindurch und legte ebenso unauffällig ein kleineres Buch auf den Arbeitsplatz des Blonden, legte noch eine seiner schwarzen, kristallinen Schneeflocken darauf und verschwand in einem Seitengang, um sich dort in einen Raben zu verwandeln und durch ein offenes Fenster zu verschwinden.
Doch draußen landete er auf einem der oberen Fenstersimse und beobachtete, ob Sheldan den Hinweis verstehen würde. Wie der junge Forscher angenommen hatte, war es nur ein kleiner Hinweis, der ihm noch fehlte – doch er hatte an der falschen Stelle gesucht. Nur ein einziger Forscher hatte Ende des neunzehnten Jahrhunderts diesen vergessenen Teil der ägyptischen Wüsten bereist ... doch er war zu unbedeutend und seine Aufzeichnungen wurden nur in geringer Auflage in einer Randausgabe der National Geographic abgedruckt, und auch diese waren nur mehr in solch großen Bibliotheken wie dieser hier noch zu lesen.
Sheldan kam nachdenklich mit seinem Kaffee wieder und ließ den Becher fast fallen, als er die schwarze Schneeflocke erblickte.
“Neige ...” wispernd, sah er sich um. Nichts !
Wieder hatte er ihn nicht sehen können, und das wurmte Sheldan noch zusätzlich. Er wusste, er war da - aber dieser verfluchte Schamane zeigte sich ihm nie. Zu recht auch, er war nämlich nicht nur Archäologe, sondern auch noch Jäger. Er jagte Vampire, Werwesen und anderes Außergewöhnliches, das nicht auf diese Welt gehörte.
“Ich hätte es auch allein rausgefunden ... denk nicht, daß ich mich bedanke.”
Er zischte nur und wusste nur zu gut, daß Neige ihn hören konnte. Das Büchlein weckte jetzt aber seine Neugierde, wohlwissend, daß Neige ihm einen Hinweis vor die Nase gelegt hatte. Und selbst so würde er etwas rätseln müssen, hätte Neige ihm die Antwort auf einem Silberteller präsentiert, dann hätte sich Sheldan wirklich gekränkt gefühlt. Somit setzte er sich wieder und lächelte kühl, als er den Namen des Autors las. Dieser Forscher war nur ein kleines Licht, auf ihn wäre er nicht so schnell gekommen.
Fast schien es, als ob der Rabe lächeln würde ... Neige wußte nur zu gut, daß der blonde Forscher sich jetzt auf dieses Büchlein stürzen und daß er nach einer geraumen Weile fast am Schluß auf den Hinweis stoßen würde, den er suchte.
Der schlanke Schamane war mehr als nur zufrieden mit Sheldan, den er schon seit einigen Jahren beobachtete. Die Männer, welche die Werwesen und Vampire jagten, waren einmal ein natürliches Gleichgewicht zu den Werwesen und Vampiren gewesen und gerade, als schon einmal vor etwa zweihundert Jahren zu viele gebissene Vampire existierten oder auch zu der Zeit, als es zu viele Werwölfe gab und das natürliche Gleichgewicht aus den Fugen zu geraten drohte, waren diese Jäger mehr als nur nützlich gewesen.
Schon damals hatte Neige den Jägern Hinweise gegeben, um sie auf Spuren zu locken ... doch viele dieser Jäger waren zu gierig und fanatisch, wollten alle töten und nicht nur das natürliche Gleichgewicht wieder herstellen. Schon einmal hatte Neige versucht, mit ihnen zu reden, ihnen dieses so notwendige Gleichgewicht zu erklären – doch sie wollten nicht hören und so sah sich Neige gezwungen, sie auch manchmal in die Irre zu führen.
Doch diesen Jäger hier beobachtete er schon lange ... auch wenn sich Sheldan am liebsten seine Informationen selbst erarbeitete, die Hinweise Neiges beachtete er und ging auf die Suche nach den Opfern, die jener ihm auf diese Weise vorschlug. Dieses Mal jedoch war anders ... Sheldan war auf der Suche nach einem der allerersten geborenen Vampire, der schon seit vielen Jahrhunderten verschollen war und der Schamane lachte leise bei dem Gedanken, daß er hier mehr eingefädelt hatte, als die Beteiligten ahnten.
Dann jedoch verklang das leise, melodische Lachen und der schwarze Werrabe verschwand in einem sachten Schauer aus schwarzen, rasch schmelzenden Schneeflocken.
Und in der Tat, Sheldan stürzte sich auf das Buch, er las es gewissenhaft durch und erst am Ende und nach vier weiteren Bechern Kaffee hatte er das gefunden, was er suchte. Der Hinweis, der ihm das letzte Puzzleteil verschaffte. Laut diesem scheinbar nicht sehr wichtigen Forscher gab es eine kaum ergründete, vergessene und kleine, felsige Ecke in Ägypten, die als gefährlich und verflucht galt.
Der Blonde las sich alles genau durch, es wurde von Skeletten im Sand berichtet und alle waren in einem bestimmten Umkreis um einen gewissen Punkt verteilt. Angeblich waren sie verdurstet, Verletzungen hatte der Forscher nicht sehen können. Er erzählte, wie ihn etwas dort zu diesem gefährlichen Ort zog, er wusste eine Zeitlang nichts mehr und erwachte in der Wüste, schwach und erschöpft, und nur mit großer Mühe hatte er sich von diesem verfluchten Ort wegschleppen können und war nicht wie all die Anderen im Sand gestorben.
Je länger Sheldan las, um so sicherer war er sich - er hatte es gefunden, sein letztes Stück des Puzzles. Neige hatte ihm geholfen, wie schon öfter ... und es war ein Grund mehr, dem nachzugehen. Das Buch packte er einfach in seine Tasche und verließ dann die Bibliothek, es dämmerte sogar schon, doch er war es gewöhnt. Er musste jetzt eine Reise buchen und einiges erledigen, eine Ein-Mann-Expedition musste geplant werden und schon im Geiste notierte er sich Dinge, die er mitnehmen musste. Er dachte immer an alles, und war immer gut vorbereitet.
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Leise, gerade am Rand seiner Wahrnehmung, hörte Afar die Stimmen der Menschen, die am Rand dieser Wüste oder in den Dörfern und Städten lebten. Er war schon lange zu schwach, um mehr als das zu tun - denn das letzte Mal, daß er ein paar Schlucke Blut zu sich hatte nehmen können, war mittlerweile schon über hundert Jahre her.
Ein Forscher, der sich nicht von den Legenden abhalten ließ ... nach über zwei Jahrhunderten des Hungerns ein wenig Leben, das wieder in seinen Körper zurückgekehrt war. Leben ... er war dazu verdammt, hier langsam zu sterben, lebendig eingemauert in dieses Gefängnis, mit nicht mehr als einem etwas breiteren Spalt, durch den ein Sklave oder Eingeborener, den er mühsam durch die Wüste zu sich rief, die Hand stecken konnte.
Es hatte lange gedauert, bis der schlanke Ägypter lernte, seinen Körper zu beherrschen ... dafür zu sorgen, daß sein Herz nur einige Male am Tag schlug, nur wenige Atemzüge seine Lungen weiteten, damit seine Qual sich verringerte. Im gleichen Zug, wie sein Körper schwand und verdorrte, erstarkte sein Geist ... das Talent, zu locken und zu verführen, die Gedanken der Menschen zu manipulieren verstärkte sich, und so konnte er immer wieder einen Menschen zu sich locken, der ihm einige Schlucke des lebenspendenden Nasses geben konnte, indem er den Arm durch diesen Spalt streckte.
Afar trank immer nur wenige Schlucke, so wie er es schon immer getan hatte, aus Furcht, entdeckt zu werden ... verwirrte die Erinnerung dieser Männer und schickte sie wieder zurück, doch sie starben oft in der Wüste, da sie zu schwach waren. Nur einige wenige schafften es während der vielen Jahrhunderte, wieder in Sicherheit zu kommen ... und warnten die Anderen, so daß es immer weniger wurden, die der schlanke Vampir zu sich rufen konnte.
Es war ein stetiger Kreislauf: Je weniger Menschen in die Reichweite seiner Kraft kamen, desto mehr musste er sich anstrengen und stärkte dieses Talent, doch mit jedem gelockten Menschen bekamen die Legenden mehr Nahrung, und die Menschen hielten sich noch weiter fern. Schließlich war der schlanke Geborene zu schwach geworden, er konnte nurmehr die Gedanken der Menschen zu lesen und auf diese Weise die Entwicklung der Welt mitbekommen, die Kriege und neue Sprachen, all die Dinge, die so wundersam und neu für ihn waren.
Die jahrhundertelange Qual hatte erst mit diesem Forscher ein kurzzeitiges Ende gefunden, der gleichzeitig auch eine solch nimmermüde Wissensquelle gewesen war ... Afar trank nicht nur von dessem Blut, sondern auch von dem Wissen des Forschers, der so vieles wußte, das noch neu für den Vampir gewesen war.
Doch seither kam Niemand mehr ... erneut blieben ihm nur die Gedanken der Menschen, die sein eigenes Leid erleichterten, wenn er ruhte. Wieder einmal hatte Afar geschlafen, denn sein Körper war müde ... doch etwas drang in seine Träume und ließ ihn aufwachen. Neue, ungewohnte Gedanken und ein Herzschlag, der langsam näherkam, sich von den Dörfern entfernte und die Richtung seines vergessenen Grabes einschlug.
Stetiger und wundervoller, starker Herzschlag ... ruhig und so wundervoll verlockend, daß sich ein leises Schluchzen aus der trockenen Kehle des Vampires stahl. Sein Körper begann zu zittern, da auch sein eigenes Herz wieder anfing, schneller zu schlagen - denn er hatte sich nicht getäuscht, dieser Mann schien näherzukommen. Doch Afar konnte ihn nicht locken ... er war zu schwach, nurmehr das Gedankenlesen war ihm geblieben und auch das wurde ihm verwehrt, da der Geist dieses Mannes zu stark war, als daß Afar in seinem geschwächten Zustand zu ihm durchdringen konnte.
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In den Dörfern nahe der Wüste hatte sich Sheldan noch einige Informationen von den Ältesten geholt ... es war immer gut, die alten Leute zu fragen, sie wussten viel und er hatte einiges über den Forscher erfahren, der das Buch geschrieben hatte. Wie auch der blonde Jäger, hatte er nach etwas gesucht und er hatte es wohl gefunden, auch wenn man ihn nie ernst nahm.
Laut den Erzählungen der Alten, fanden sie den Mann erschöpft und fast am Ende seiner Kräfte. Der Forscher hatte sich durch die Wüste gekämpft und erzählte, was er erlebt hatte. Es war das, was im Buch stand, das, was er nicht mehr wusste, blieb in seinen Gedanken verschollen und starb auch mit ihm, ohne daß er je erfahren hatte, daß ein alter Vampir von ihm getrunken hatte. Wie es schien, war Sheldan auch der Erste, der seit dieser Zeit den Weg in die Richtung des verfluchten Grabes einschlug.
Die Alten wünschten ihm bei Abreise noch viel Glück. Etwas, das Sheladn einfach abtat, denn er war besser ausgerüstet als der Forscher damals. Mit seinem Quad und dem Anhänger konnte ihm wenig passieren, denn das Fahrzeug war für die Wüste ausgerüstet, und er hatte genug Benzin und alles dabei. Das Quad mit seinen vier Rädern hatte Sheldan schon gute Dienste geleistet und war in der Wüste besser zu gebrauchen, als ein Motorrad oder Auto. Einzig Kamele wären noch praktischer ... aber er hasste diese stinkenden Tiere wie nichts Anderes, und auch sie konnten ihn auch nicht wirklich leiden. Doch darüber machte er sich nun wirklich keine Sorgen.
Sheldan wusste, daß es ein Vampir sein musste und so vernebelte er seine Gedanken, da er zu gut wusste, daß Vampire in ihnen lesen konnten wie in einem Buch und auch, daß sie Gedanken manipulieren konnten. Schon von weitem sah er eine kleine Felsformation, stoppte kurz und nahm seine Sonnenbrille ab, um sie sich mit dem Fernglas zu betrachten.
Schon auf dem Weg hatte er hin und wieder einige menschliche Knochen gefunden ... einzeln verstreut und von Sand bedeckt, und es waren sicher noch mehr, die unter dem Sand begraben lagen. Zwischen den Steinen war eine Höhle, die ein wenig von einer Düne zugeweht war.
“Bingo.” wispernd, steckte Sheldan das Fernglas wieder ein, schob sich seine Sonnenbrille wieder auf die Nase und gab Gas. Ein Katzensprung noch, dann war er da.
So nahe ... Afar konnte hören, wie der Herzschlag immer näher kam und wunderbarerweise schon fast genau auf seine Höhle zuhielt. Aus den Gedanken der alten Beduinen hatte er erfahren, daß dieser ein Forscher war ... doch anders als der Letzte, war dieser Mann gefährlich und schien keinerlei Angst zu kennen. Auch sein Herzschlag verriet, daß der Mann keine Angst hatte – es schlug ruhig und stark und so verlockend ... und obwohl der Forscher näherkam, könnte er nicht weiter entfernt sein, da Afar zu schwach war, um aufstehen zu können und zu dem Spalt zu gelangen.
Das Grab war nicht nur vom Ort her wohlgewählt ... sie hatten dafür gesorgt, daß Niemand ihn befreien konnte und verschlossen die Grabkammer mit einem Eisengitter, dessen Zwischenräume mit Steinbrocken und Lehm aufgefüllt worden waren. Erst, als vor einigen Jahrzehnten einige unterirdische Höhlen zusammengebrochen waren, hatte die Erschütterung es geschafft, das Eisengitter ein wenig zu verbiegen ... doch die Kraft eines einzelnen Mannes wäre niemals genug, um ihn befreien zu können.
Sheldan bremste scharf vor der Höhle und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Es war herrlich, sein Körper war voller Adrenalin - es war immer wieder ein Kick, wenn er zu etwas kam das er haben wollte, und so war es auch jetzt. Er stieg ab und kramte eine Taschenlampe aus dem Anhänger.
“Da bin ich mal gespannt.”
Er hatte ein Messer dabei und ebenso eine Schusswaffe, die er an seinem Gürtel trug. Sheldan trat fast schon ein wenig ungeduldig in die dunkle Höhle, sie war kühl und somit recht angenehm. Langsam ging er weiter nach hinten und stieg dabei über zwei bis drei Skelette, die er nicht weiter beachtete ... er wollte nur eine Sache, und da war sie: Die Wand mit dem Spalt.
Noch hatte er nichts fühlen können ... weder Gedanken, die ihn beeinflussten, noch sonst etwas. Vielleicht war der Vampir schon tot. Und selbst wenn, allein der Leichnam interessierte ihn sehr, und so trat er dicht an den Spalt und besah ihn sich mit der Taschenlampe. Man hatte sich wirklich alle Mühe gegeben. Gewöhnlich waren Gräber nur mit Stein oder Lehm verschlossen, doch das hier hatte ein Eisengitter, das eingemauert war. Dies war noch ein Indiz, daß hier etwas Starkes drin verborgen war, und Sheldan leuchtete nun in den Spalt.
“Hmmm.” brummend, besah er sich den mumifizierten Körper.
Geräusche drangen zu dem Vampir, laute, unbekannte Geräusche, die den Sand erschütterten ... dann verstummten sie und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit drangen Schritte in das vergessene Grab, schwere und energische Schritte, die ebenso wie der starke und durch die Aufregung ein wenig schnellere Herzschlag zeigten, wie viel Kraft dieser Mann hatte.
Schließlich verhielten sie vor dem verschlossenen Eingang seiner Grabkammer und Afar konnte eine nachdenkliche, tiefe Stimme hören. Der Lichtschein, der so unerwartet und taghell in seine Kammer leuchtete, schockierte den Vampir einige Momente – es brauchte all seine verbliebene Kraft, die Lider langsam zu heben und zu dem Licht zu sehen, etwas, das er schon so viele Jahrhunderte vermisste, so lange, daß er davon geblendet war. Doch er wandte den Blick nicht ab – dieses Licht war ihm kostbar und er lächelte unwillkürlich ein wenig auf, denn selbst, wenn er schließlich verhungern sollte, würde er dieses Licht nicht vergessen.
Es war selten, daß sich Sheldan erschrak, doch jetzt passierte es. Der Körper lebte noch - der Vampir hatte die Augen aufgeschlagen und lächelte auch noch. Es war einer, man sah es an den längeren Eckzähnen. Sheldan fasste erst einmal Atem und sah in die goldenen Augen des Vampirs, die noch so lebendig waren im Gegensatz zu dem schon toten und trockenen Körper.
“Du lebst also noch.” wisperte er in altem Ägyptisch.
Es war eine von vielen Sprachen, die er konnte und er war sicher, daß der Vampir, den er vor sich sah, einen Teil davon verstehen würde.
Nun war es an Afar, leicht zu erschrecken ... man sah es aber nur an seinen Augen und daran, daß sein Lächeln kurzzeitig erstarrte. Doch dann kehrte es wieder, denn es war schon so lange her, daß er seine eigene Sprache gehört hatte – er versuchte zu antworten, doch sein Körper gehorchte nur widerwillig, die Muskeln, die so lange nicht mehr bewegt worden waren, folgten ihm nur sehr, sehr langsam. Doch mehr als die Lippen konnte er nicht bewegen ... seine Kehle und sein Mund waren so trocken, daß nur ein leises Rasseln zu hören war, und allein schon das kostete ihn so viel Kraft, daß er erschöpft die Augen schloss und einen beschwerlichen Atemzug nehmen musste.
Der Blonde hob eine Braue - er hatte ein ‚Ja, Herr.' von den Lippen lesen können, und lächelte nun.
“Wird Zeit, daß du da rauskommst.”
Diesmal sprach Sheldan Englisch, er hatte es eher zu sich selber gesagt und löste sich von dem Spalt, um einige Dinge aus seinem Anhänger zu holen. Spitzhacke, Hammer, Meißel und das Schweißgerät. All das brauchte er, um den Vampir aus seinem Grab zu befreien - doch er würde ihm nicht die Ketten abnehmen, denn er hatte etwas vor. Der große Jäger wollte mehr von ihm wissen und das hier war eine Gelegenheit, die er nicht vergeuden durfte.
Der Blonde machte es sich leicht, und koppelte den Anhänger ab. Dann zog er ihn ein Stück in die Höhle, und schob er sein Quad hinterher. Im Schatten war es sicherer aufgehoben, als in der knalligen Sonne. Mit Hammer, Meißel und Spitzhacke kam er zum Spalt zurück und fing an. Er hatte noch eine Öllampe dabei, damit er genug Licht hatte.
“Also dann.” spornte er sich an, hob die Hacke und schlug die ersten großen Brocken aus dem Eisengitter.
Die Worte des Mannes hatten Afar verblüfft ... doch noch mehr überraschte ihn die Tatsache, daß dieser Mann tatsächlich versuchte, den Eingang zu öffnen. Jeder Schlag der Hacke erschütterte den Vampir bis ins Mark, doch es weckte auch Hoffnung ... er wußte, daß das Eisengitter ein fast unüberwindliches Hindernis war, doch die Menschen hatten so viel neues entwickelt, daß er ihm vielleicht helfen konnte, zumindest hier heraus und wieder in das warme Sonnenlicht zu kommen.
Und eines dieser Dinge hatte Sheldan bei sich, doch zuerst musste er die Steine aus dem Gitter lösen, und das war nicht gerade leicht. Mit der Hacke lockerte er alles, so gut es ging und griff dann zu Hammer und Meißel, um die Steine aus den Gitterfächern herauszulösen. Erst, als er ein Stück frei hatte, das so groß und breit war wie er selber, nahm er Hacke, Hammer und Meißel und brachte sie zum Anhänger zurück
Dort trank Sheldan ein paar Schlucke und zog sich sein Hemd aus, das inzwischen sehr verschwitzt war. Jetzt kam der letzte Teil, der nicht weniger anstrengend war und so lange dauern würde, wie das Hacken und Meißeln. Die Gitter waren dick - doch das Eisen war sicher kein Stahl, und nicht so hart wie die heutigen. Mit dem Schweißbrenner und der Gasflasche, die Sheldan in einer Kühltasche verstaut hatte, kam er zurück. Schweigend baute er das Schweißgerät zusammen und setzte sich eine kleine Schweißerbrille auf - jetzt konnte es losgehen, mit einem Funken zündete er die Flamme an und schnitt durch die erste Gitterstange.
Als der Mann wieder weggegangen war, dachte Afar schon, daß er aufgegeben hatte ... doch dann kam der Fremde wieder zurück und bei den ungewöhnlichen Geräuschen öffnete der ausgemergelte Vampir wieder seine Augen. Doch was er sah, versetzte ihm einen solchen Schreck, daß er keuchend einatmete – eine Flamme, so heiß und blau, wie er noch nie gesehen hatte, traf auf das Gitter und schnitt durch es hindurch, so daß die Funken und kleinere Tropfen heißen Metalls in sein Grab flogen.
Voller Angst sah Afar auf die Funken, die seinem vertrockneten Fleisch gefährlich nahe kamen ... er wußte, wenn ihn einer dieser Funken traf, würde sein Körper brennen wie trockenes Reisig und ihn innerhalb kürzester Zeit töten, doch er war zu schwach, um aufzustehen und an eine der Wände zurückzuweichen, da sowohl die schweren, eisernen Ketten wie auch der Schmuck, der noch immer an seinem Körper war, ihn regelrecht auf den Boden seiner Grabkammer fesselten.
Sheldan setzte kurz ab und schob die Brille hoch. Er sah die Angst in den Augen des Vampirs und nickte zu sich selber, schob die Brille wieder herab und machte weiter. Er setzte den Schweißbrenner anders und schräger an, so flogen die Funken in eine anderen Richtung und trafen nicht die pergamentartige Haut des Vampirs.
Stück für Stück arbeitete er sich so vor, zerschnitt Stange für Stange, und bei der Letzten wickelte er ein dickes Tuch um einen Teil des Gitters, um es halten zu können, ohne daß er sich daran verbrannte. Es war wie ein Glücksgefühl, als er die letzte Stange durchtrennt hatte, den Brenner zur Seite legte und das Gitter dann zu sich zog, um es auf der Seite an die Wand zu lehnen.
Nur langsam verging die Angst des Ägypters ... er war erschöpft und müde, denn in dieser kurzen Zeit, seit dieser Mann hier war, hatte sein Herz so oft geschlagen wie sonst nur in einigen Jahren. Doch das weiche Licht der Lampe, das nun in die offene Grabkammer strömte, die frische Luft und der so wundervolle Herzschlag des Fremden entschädigten ihn für alles ... selbst, wenn dieser Mann ihm nun den Schmuck rauben und ihn so töten würde, da sein Körper dies nicht überleben konnte, so wäre es doch eine schöne Erinnerung.
Erneut versuchte Afar sanft in die Gedanken dieses Mannes zu dringen, um zu wissen, was ihm bevorstand ... es war nur eine sanfte Berührung, fast nicht fühlbar und er erkundete fasziniert die Barriere, die ihn außenhielt und schon so manchem Versuch standgehalten haben musste.
Doch der Vampir merkte, daß diese Barriere auf Gewalt ausgelegt war ... auf Zorn und damit verbundene Kraft, den Schmerz, der damit einherging. Seine Art war anders ... erneut streckte er die gedanklichen Fingerspitzen aus und berührte diese Barriere, lächelte leicht und kostete das wenige, das er fühlen konnte, ohne weiter vorzudringen.
Der Blonde bemerkte das - er fühlte es, doch es fühlte sich ganz zart an, sanft wie Schmetterlinge, die einem über die Haut strichen, oder wie eine sanfte Brise des Windes.
“Geh aus meinem Kopf raus.” zickte er ihn in der alten Sprache an, und nahm die Lampe auf.
Sheldan kam langsam in die Kammer und stellte die Lampe ein Stück weit neben dem Häufchen Elend ab, das sich einst Vampir nannte. Er hockte sich neben ihn und besah sich ihn. Man könnte wirklich meinen, eine Mumie läge hier auf dem Boden, wenn nicht diese lebenden, goldenen Augen zu ihm aufsehen würden.
Sheldan streckte seine Hand aus und berührte den wunderschönen Schmuck am Hals. Er war fein gearbeitet, es wirkte wie ein Kragen aus Gold, und auch der Rest des Schmuckes war ein Vermögen auf dem Schwarzmarkt wert. Dann, da er sicher war, daß der Vampir zu schwach war, berührte er die trockene Haut an dessen Wange. Das, was vor ihm lag war zerbrechlich, und es bedurfte wohl nur eines kleinen Ruckes, um den Vampir zu töten.
Fast sofort, als es der Fremde forderte, zog Afar seine geistigen Finger zurück ... er musterte den Mann, der zu ihm kam und als dessen Finger seinen Schmuck berührten, zuckte fast fühlbare Angst durch seine Augen. Doch dann tat dieser Mann etwas völlig Unerwartetes und der Ägypter schloss die Augen, da es schon so lange her war, daß er berührt worden war.
Augenblicklich wich alle Angst von ihm und er entspannte sich ... ohne daß er es merkte, huschte ein leichtes Lächeln über seine geschlossenen Lippen und er drehte seinen Kopf eine Winzigkeit zu der ihn berührenden Hand – es war nur eine kleine Bewegung, doch es kostete ihn fast all seine verbliebene Kraft, den sanften, rauen Fingerspitzen dieses winzige Stück entgegenzukommen und der lebenden Wärme, die er so lange vermißt hatte.
Das war etwas, das Sheldan erstaunte. Der Vampir machte keine Anstalten, nach seiner Pulsader zu schnappen, Nein, er schmiegte sich in seine Hand, und das mit letzter Kraft. Ein Moment legte der Blonde seine ganze Handfläche an die Wange und zog sie dann wieder zurück.
Erst jetzt nahm er sein Messer vom Gürtel und schnitt sich damit in den Finger. Das Blut ließ er dann auf die geschlossenen Lippen des Vampirs tropfen. Er würde ein wenig von ihm bekommen - nicht viel, nur daß er ein klein wenig mehr Kraft bekam, um vielleicht sprechen zu können.
Fast sofort, als er den ersten Tropfen Blut fühlte, öffnete Afar die Lippen und keuchte leise ... er hatte schon fast vergessen, wie herrlich das rote Naß schmeckte und als es ihm süß die Kehle herabrann, war das Gefühl zu intensiv, um es zu beschreiben. Der Vampir genoss die wenigen Schlucke, die er bekam und schloss die Lippen, als der letzte Tropfen aus der rasch verkrustenden Wunde fiel ... kostete die belebende Wirkung und fühlte, wie sein ausgemergelter Körper das wenige Blut schon fast gierig aufsaugte, und man konnte schon beinahe sehen, wie seine Haut sich ein kleines Bisschen straffte.
Erschöpft öffnete Afar erneut seine Augen ... wisperte ein fast nicht zu hörendes “Bitte ... Herr ... Wasser ...?”, ehe er wieder verstummte und hoffte, daß der Mann ihm diesen Wunsch gönnte.
“Ja, spinn ich denn ?”
Sheldan starrte den Vampir ungläubig an. Er verlangte nach Wasser, schnappte nicht weiter nach seinem Finger und er nannte ihn Herr ? Das war kaum zu fassen, und Sheldan strich sich erst einmal durch die von Schweiß nassen Haare.
“Na gut, dann Wasser.”
Er hatte eine Flasche an seinem Gürtel und öffnete diese, um das Wasser vorsichtig in den geöffneten Mund fließen zu lassen. Mit einem leisen Keuchen begann Afar, das kühle Naß zu schlucken. Er fühlte, wie es wohltuend die noch immer trockene Kehle in seinen Magen rann und dabei auch die Reste des so herrlichen Blutes mit sich nahm.
Fast sofort begann sein Körper, die Feuchtigkeit umzusetzen, und die durch das wenige Blut angeregte Selbstheilung ermöglichte es, daß mit jedem Schluck seine Haut und sein Fleisch die Feuchtigkeit wiederbekamen, die sie durch die langen Jahre verloren hatten.
Erst, als die Flasche leer war und der Fremde sie wieder wegnahm, öffnete der Ägypter seine Augen, um seinen unbekannten Gönner zu betrachten ... und erneut huschte ein sanftes, doch scheues Lächeln über seine Lippen, als er ein leises “Danke, Herr.” zu ihm wisperte.
Mit großen Augen hatte Sheldan der wunderlichen Veränderung zugesehen. Bei den Worten knurrte er jedoch leise.
“Ich bin nicht dein Herr, auch wenn es verlockend wäre.”
Er stand auf und ging aus der Kammer. Die Lampe ließ er dort, er musste erst einmal Luft holen und nachdenken. Neige hatte ihn benutzt, das war ihm jetzt klar ... und das Aas hatte es schamlos ausgenutzt, daß er so neugierig war.
“Miststück verfluchtes.” grummelnd, setzte er sich in den Höhleneingang und kramte sich Zigaretten aus der Hosentasche.
Langsam schloss Afar seine Augen und atmete die frische Luft, die in sein Gefängnis wehte ... er fühlte, daß dieser Fremde wütend auf ihn war und hatte es auch an dessen Stimme gehört, auch wenn er nicht wußte, weshalb. Doch er fragte nicht nach – er verstand nicht, was der Fremde damit meinte, daß er kein Herr sei, denn jener war augenscheinlich auch kein Sklave, so wie er selbst.
Doch der ausgemergelte Vampir dachte nicht weiter darüber nach, sondern kostete den so lange vermißten, frischen Lufthauch und auch die sachte Wärme, die damit in seine Kammer kam.
Zwei Zigaretten und zwei Becher Kaffee aus der Thermoskanne später raffte sich Sheldan auf, und ging wieder in die Höhle. Er nahm einen Schlafsack, ein paar Bücher und ein Notizbuch, und auch etwas zu essen mit nach hinten, und bereitete sich vor der Kammer des Vampirs ein kleines Lager. Er hatte auch noch eine weitere Lampe mitgebracht, die fast noch heller brannte als die andere. So war der Gang ein wenig beleuchtet, und er konnte die Inschriften an den Wänden erkennen.
“Wie lautet dein Name, Vampir ?” fragte er lauter in die Höhle hinein, und schrieb währenddessen etwas in sein Notizbuch.
Schon, als der Fremde wieder in den Gang kam, hatte Afar die Augen wieder ein wenig geöffnet und verwundert all die Sachen betrachtet, die er durch den Mauerdurchbruch sehen konnte. Dabei verglich er sie mit den Bildern, die er immer wieder in den Gedanken der Menschen gesehen hatte, und erkannte einige der Dinge wieder.
Bei der Frage schluckte Afar jedoch kurz ... sammelte so viel Kraft, wie ihm möglich war, und wisperte ein trotzdem fast nicht hörbares “Mein Name ist Afar ench Ahuton, Herr ...” zu ihm, ehe er wieder verstummte und leise hustete.
Noch im gleichen Moment ließ Sheldan fast sein Notizbuch fallen, als er den Namen hörte ... doch dann kam er in die Kammer und hockte sich vor den Vampir.
“Bist du der Sohn von Amagbela oder von Amagdari ?”
Er kannte die Namen, jeder kannte sie. Amagbela war eine der Ältesten überhaupt und gefürchtet, da sie in ihren Launen oft Jäger tötete. Amagdari war ihre Zwillingsschwester gewesen und noch grausamer als ihre Schwester ... doch Amagdari war schon lange tot.
Als er die Namen hörte, erwachte Angst in den Augen des Vampirs und er begann, leicht zu beben ... allein die Erwähnung seiner Mutter weckte Panik in ihm und er brauchte einige Momente, bis er ihm leise, durch seine trockene Kehle und die Angst fast nicht mehr verständlich, antworten konnte.
“Ich ... ich bin der siebte Sohn Amagdaris. Sie war es, die mich hier begraben ließ ... bitte, liefert mich ihr nicht aus, Herr, ich bitte euch ...”
Als er das hörte, hob sich eine Braue Sheldans.
“Hast sie dich etwa hier eingesperrt ?” fragte er und wagte einen Schuss ins Blaue.
“Ausliefern könnte ich dich nur, wenn ich dich töte und dich in die Hölle nachschicke, die dieses Monster ausgespuckt hat. Amagdari ist tot, gestorben bei einem Aufstand gegen sie.”
Seine Neugierde war allerdings weiter geweckt, doch vor neuen Fragen wollte er erst eine erste Antwort haben. Völlig verwundert, schwieg Afar einige Herzschläge lang und versuchte, zu verstehen, was er hier hörte ... dann schien alle Spannung seinen ohnehin schon geschwächten Körper zu verlassen und er schloss einen Moment lang erschöpft die Augen, denn die Panikattacke hatte ihn sehr viel Kraft gekostet. Erst, als er wieder ein wenig Kraft getankt hatte, hob er die Lider wieder und sah zu dem Mann, der vor ihm hockte.
“Ja, sie war es, die mich hier lebend begrub, um mich dafür büßen zu lassen, geboren worden zu sein. Ich ... ich bin froh, daß sie tot ist, sie hat so viele gefoltert und getötet ....”
Afar wurde immer leiser, je länger er sprach. Zum Einen, weil er wieder schwächer wurde und zum Anderen, weil er wieder Angst hatte ... denn ihm war Zeit seines Lebens eingelernt worden, zu gehorchen, und dazu gehörte auch, seine Mutter zu respektieren, obwohl sie ihn gehaßt und ihm das hier angetan hatte.
“Sie starb wohl ziemlich qualvoll, hat das Miststück auch verdient.” brummte Sheldan und stand wieder auf.
Er nahm die Lampe mit und löschte dann die Hellere. Er notierte sich noch das eben Gehörte genau in sein Buch und legte es dann beiseite, um sich schlafen zu legen. Er legte sich so, daß er ein Auge auf den Vampir hatte - und sollte der sich rühren können, wäre Sheldan gleich wach, da er auf einen leichten Wachschlaf trainiert worden war. Und in diesen Wachschlaf fiel er dann auch, nachdem er das Licht der Laterne auf ein Minimum herunter gedreht hatte.
Doch daran dachte Afar gar nicht, sondern schloss nun selbst müde die Augen ... so sehr wie heute hatte er sich schon lange nicht mehr angestrengt und er war so erschöpft, daß er nicht einmal mehr aufgewacht wäre, wenn sein Körper in Flammen gestanden hätte.
Auch sein Geist ruhte, da er wußte, daß der Fremde es nicht mochte, wenn er dessen Gedanken las ... nur die sanften Träume eines längst vergangenen Lebens erwachten und besänftigten seinen Geist, Erinnerungen an die schönere Zeit, die vor der Qual lag, die er hier hatte erdulden müssen.
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